Gerard Way: Glam Rock

Der Frontmann von My Chemical Romance wuchs als beinharter Metaller auf, doch über Nacht sollte sich für ihn eine völlig neue Welt auftun. Er hörte Iron Maidens Sänger Bruce Dickinson, der sich an einer Coverversion von Mott The Hooples‘ „All The Young Dudes“ versuchte. „Ich wusste in diesem Moment, dass ich mehr über diese Musik in Erfahrung bringen musste. Für viele Leute bedeutet Glam nur schrilles Make-up, für mich ist es eine magische Sache – fast schon so was wie Hexerei.“

1. „Ziggy Stardust“ David Bowie, 1972

Dieser Song definiert Glam. Es war der erste Song in der Rockmusik, der die Wahrnehmung von sexuellen Rollen auf den Kopf stellte. Bowie singt tatsächlich über den Arsch eines Mannes!

2. „Children Of The Revolution“ T. Rex, 1972

Bei Bowie wusste man immer, dass er mit heiler Haut davonkommen und in einen anderen Charakter schlüpfen würde. Bei Marc Bolan war man sich da nicht so sicher: Er wirkte immer extrem verwundbar.

3. „All The Young Dudes“ Mott the Hoople, 1972

David Bowie schrieb den Song, aber ich habe ehrlich gesagt doch immer die Version von Mott The Hoople bevorzugt. Zu diesem Zeitpunkt thematisierte Bowie ja bereits die Glam-Szene, und deshalb dreht es sich hier um junge Leute, die Make-up klauen oder in Autos einbrechen. Bei Glam ging es um den Jungen in seinem Zimmer, der die passenden Poster an der Wand hatte, der von seiner Mutter den Eyeliner stibitzte und das kurze Pelzjäckchen, das er sich dann über seinen nackten Oberkörper zog und dazu genau diese Musik hörte.

4. „Ballroom Blitz“ Sweet, 1973

Sie brachen mit der Tradition, als sie sich am Anfang des Songs bei ihren richtigen Namen riefen. Wir haben das in unserem Song „Vampire Money“ aufgegriffen. Es ist am Anfang eine exakte Kopie von „Ballroom Blitz“.

5. „Cum On Feel The Noize“ Slade, 1973

Natürlich kennt jeder die Version von Quiet Riot, aber wenn man das Original hört, beginnt man zu ahnen, was dieser Song damals auslöste. Ihr gesamter Sound ist vermutlich besser als der von allen anderen Glam-Rock-Bands.

6. „Love Is The Drug“ Roxy Music, 1975

Roxy Music griffen Glam auf und machten ihr eigenes Ding daraus. Bryan Ferry sah mit seinem feinen Anzug und den kurzen Haaren natürlich überhaupt nicht nach Glam aus, aber genau dafür liebe ich ihn. Für viele ist Roxy Music vermutlich gar keine Glam-Band, aber ich könnte mit einigen Argumenten dagegen halten. Eines ist die Tatsache, dass Brian Eno mit dickem Make-up hinter seinen Keyboards stand und Federn wie ein Pfau trug.

7. „Needles In The Camel’s Eye“ Brian Eno, 1974

Und wo wir gerade bei Eno sind: Dies ist der erste Track seines ersten Solo-Albums, und es ist der Glam-haltigste Track der ganzen Platte. Am Ende der Nummer glaubt man zu spüren, dass er mit dem Thema abgeschlossen hat und sich in eine neue Richtung bewegt. Trotzdem ist er neben Bowie für mich der wichtigste Künstler der Glam-Szene. Wenn man sein erstes Album hört, wusste man schon, dass es auch sein letztes sein würde.

8. „Clones (We’re All)“ Alice Cooper, 1980

Mit „Clones“ öffnete Alice Cooper die Tür zum Glam der Zukunft, zu einer Art „Blade Runner“-Mutanten-Version von Glam. Alice Cooper wird als Glam-Musiker einfach nicht ausreichend gewürdigt. Die Leute sagen: „Ach, er macht doch nur Schock-Rock“, aber in meinen Augen kommt er eigentlich mehr aus der „Rocky Horror“-Ecke.

9. „48 Crash“ Suzi Quatro, 1973

Sie ist eine der sträflich unterbewertetsten Glam-Rocker. Und sie war auch die Vorlage für die Runaways, der Prototyp sozusagen. „48 Crash“ ist einer ihrer aggressiveren Songs. Auf dem Cover sieht sie großartig aus – mit diesem schwarzen Cat-Suit, den sie damals trug. Alles passt perfekt zusammen.

10. „Personality Crisis“ New York Dolls, 1973

Sie waren doch viel mehr Punk als Glam, aber wegen ihres Aussehens und ihrer Attitüde werde ich sie immer zum Glam-Lager zählen. Jedenfalls waren sie es, die Glam noch Amerika brachten und das sexuelle Selbstverständnis grundlegend änderten. Und sie hatten Johnny Thunders, der so etwas wie das amerikanische Pendant zu Mick Ronson war.

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