Glastonbury: Britische Regierung kritisiert israelfeindliche Parolen
Die britische Regierung empfand den Auftritt von Bob Vylan als klare Grenzüberschreitung.

Ein Auftritt der britischen Rap-Gruppe Bob Vylan beim Glastonbury Festival hat neben der ebenfalls viel kritisierten Show von Kneecap landesweit für Empörung gesorgt und politische wie mediale Konsequenzen nach sich gezogen. Die Band hatte am Wochenende auf der Bühne Parolen skandiert, die von vielen als antisemitisch und gewaltverherrlichend gewertet werden. Die britische Regierung hat inzwischen harte Kritik geäußert, die BBC distanziert sich und die Polizei prüft eine mögliche strafrechtliche Relevanz.
„Death, death to the IDF“ live im BBC-Stream
Das Duo Bob Vylan trat auf einer der Hauptbühnen des Glastonbury-Festivals auf – und nutzte den Auftritt für propalästinensische sowie israelfeindliche Statements. Dabei rief der Rapper unter anderem „Free, free Palestine“, aber auch „Death, death to the IDF“, also „Tod, Tod der israelischen Armee“. Auch der international scharf kritisierte Slogan „From the river to the sea, Palestine will be free“ wurde vom Musiker angestimmt. Dieser wird häufig als Aufruf zur Auslöschung Israels verstanden. Auch die Hamas hat die Parole 2017 in ihr Grundsatzpapier aufgenommen.
Kritik übten die Musiker außerdem mit einem Banner auf der Bühne, auf dem zu lesen war: „Free Palestine. United Nations have called it a genocide. The BBC calls it a ‘conflict’“ – zu Deutsch: „Befreit Palästina. Die Vereinten Nationen haben es einen Völkermord genannt. Die BBC nennt es einen ‘Konflikt’.“
Britische Regierung reagiert auf Glastonbury-Auftritt: BBC unter Druck
Brisant: Die BBC übertrug das Konzert live. Kulturministerin Lisa Nandy forderte daraufhin in einem Telefonat mit BBC-Generaldirektor Tim Davie eine „dringende Erklärung“, wie es zu der Ausstrahlung kommen konnte. Man wolle wissen, inwiefern man seiner redaktionellen Sorgfaltspflicht im Vorfeld nachgegangen sei. Ein Sprecher des Ministeriums kritisierte öffentlich die „zutiefst beleidigenden“ Inhalte und begrüßte, dass der Mitschnitt inzwischen aus der BBC-Mediathek entfernt wurde.
Ein BBC-Sprecher erklärte, man habe während der Ausstrahlung „vor sehr starker und diskriminierender Sprache“ gewarnt.
Veranstalter distanzieren sich – trotz Flaggen im Publikum
Auch das Glastonbury-Management sah sich gezwungen, Stellung zu beziehen. In einer Erklärung gegenüber der Zeitung „Jewish News“ betonten die Veranstalter: „Wir dulden keine Hassrede oder Aufrufe zur Gewalt jeglicher Art durch unsere Künstler.“
Bob Vylan bleibt unbeeindruckt – und postet das Video selbst
Das Duo selbst zeigte sich bislang unbeeindruckt von der Kontroverse. Auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlichten sie ein Video der betreffenden Szene. Darin sind auch zahlreiche palästinensische Flaggen im Publikum zu sehen.
Die israelische Botschaft in London zeigte sich „tief besorgt über eine Normalisierung extremistischer Sprache und die Verherrlichung von Gewalt“, wie es in einem Statement auf X hieß.
Das Glastonbury Festival zählt zu den bekanntesten Open-Air-Events Europas, rund 200.000 Besucherinnen und Besucher wurden in diesem Jahr erwartet. Die Debatte um Meinungsfreiheit, antisemitische Slogans und journalistische Verantwortung dürfte das Festival jedoch noch lange überdauern.