Grandaddy – The Sophtware Slump

Liebevolle Bastelei, alte Synthesizer und Radiohead-Atmosphäre

Kalifornien. Jason Lytle, bärtiger Sänger und Vordenker des Quintetts Grandaddy, sitzt irgendwo im hügeligen Gras. Mit dabei: Nur die Akustikgitarre und ein kaputtes Casio-Keyboard. Um ihn herum zirpt, summt und raschelt es. Langsam zieht der Tag vorbei. Rasieren könnte man sich mal wieder. Aber nein, kommt nicht in Frage: Doug Martsch macht das nicht und ZZ Top schon gar nicht Vor langer Zeit hat Lytle mit ein paar Kumpels aus Schrottteilen einen Roboter zusammengebastelt. Den haben sie Jed genannt. Inzwischen ist Jed tot. Hat versehentlich Alkohol getrunken und sich dabei sein komplettes System ruiniert Jason Lyde erzählt diese Geschichte in „Jed The Humanoid“ so rührend, so wunderschön, dass kein Zweifel mehr daran zu bestehen scheint, dass er innerlich daran zerbrochen ist. Aber auf eine andere, wohltuende Art und Weise. „Last night something pretty bad happened, we lost a friend, all shocked and broken, shut down exploded.“ Im fast neunminütigen, formvollendeten „He’s Simple, He’s Dumb, He’s The Pilot“ zelebrieren Grandaddy einen niemals endenden Sonnenuntergang, der mit den Worten „Did you love this world and did this world not love you?“ ausklingt. Fast drei Jahre ist es her, dass

einer anderen Band eine ähnlich brillante Song-Dramaturgie gelang. Die Band heißt Radiohead, ihr Song „Paranoid Android“.

Wie schon auf „Under The Western Freeway“ wird auch hier immer wieder einmal gerockt Dann verlieren Grandaddy ein kleines bisschen ihrer Faszination, bleiben aber auch dann immer charmant und originell („The Chrystal Lake“, „Hewlett’s Daughter“).

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Als Jason Lytle ach bereit macht, den Heimweg anzutreten, tritt ein Mann aus dem Halbdunkel. Es ist Brian Wilson. Die beiden Männer schütteln sich die Hände, setzen sich ins Gras und intonieren gemeinsam „The Warmth Of The Sun“. Es wird Nacht.

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