Grant Hart – Hamburg, Knust

Konzerte von Grant Hart folgen meist einer eigentümlichen Dramaturgie: Schon beim ersten Song geht der Mann vor Schmerz in die Knie, beim siebten oder achten steigt er – von den liebevollen Reaktionen des Publikums gerührt – mit der Gitarre in den Zuschauer-Raum hinab, nach dem letzten legt sich schließlich ein Lächeln aufsein Gesicht. Die Katharsis ist bei diesem Künstler ein enormer Kraftakt. Und manchmal hat man Angst, daß er bei seinen Auftritten auf der Strecke bleibt.

Um so wichtiger, ab und an einen extrem aufgeräumten Grant Hart vor sich zu sehen. So wie an diesem November-Abend. Der Amerikaner kommt auf die Bühne, legt seine drollige Kapitänsmütze ab und fragt gleich nach den ersten Songs, ob die Zuschauer irgendwelche Wünsche hätten. Natürlich haben sie, und Hart wäre der letzte, der sie ihnen abschlagen würde. Hits wie „2541“, Hymnen vom Schlage „Admiral Of The Sea“ oder Songs seiner epochemachenden Band Hüsker Dü – in 90 Minuten werden alle wichtigen Nummern abgehakt. So professionell, so souverän wurde Grant Hart selten gesehen.

So nüchtern übrigens auch nicht. Arthur Lees Heroin-Ballade „Signed DC“, die der ehemalige Junkie seit einigen Jahren in seinem Repertoire führt, klang noch nie so zurückgenommen. Zum Ausgleich legt er eine emphatische Version des Klassikers „Diane“ vor.

Hier zeigt sich noch einmal die Einmaligkeit des Performers Hart: Wenige andere nutzen so gekonnt das Mikrophon. Er geht nah ran, um hineinzuschreien, und er entfernt sich, um zu flüstern. So stellt er die Technik auf den Kopf und zieht die Zuhörer in seinen Bann, Sabbeln ist bei Auftritten von Grant Hart nicht drin. Und nur noch die Einfaltspinsel unter den Konzertbesuchern fragen jetzt noch, ob seine Gitarre gestimmt ist.

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