Gunter Blank geht essen: Wenn Popstars sich als Kochbuchautoren versuchen

Herbert Grönemeyer hat die Rezepte seiner italienischen Köchin zusammengetragen

Hört man derzeit den Satz „Weil er’s kann!“, sind damit meist unappetitliche Dinge verbunden, Messengerdienste kaufen etwa oder mit Bling-Bling protzen. Nicht so bei Herbert Grönemeyer. Der Popstar der Nation spendiert seiner umbrischen Köchin Lorena Autuori, die ihn und seinen Produzenten Alex Silva während der Abmischung seines neuen Albums in Italien kulinarisch verwöhnt hat, ein auf dem Speiseplan der dreiwöchigen Produktion basierendes Kochbuch in deutscher Sprache, das es ohne ihn vermutlich nie gegeben hätte. Weil er’s kann eben – aber in seinem Fall trägt das recht eigentlich sympathische Züge.

„Fatto a mano“ heißt das Resultat und versammelt 65 Rezepte, die, glaubt man den beiden Männern, nicht unerheblich zum Gelingen des Albums beigetragen haben. Damit folgt Grönemeyer gleich zwei kulinarischen Phänomenen. Zum einen stellt er sich in die weit zurückreichende Tradition von Popstars, die neben Musik auch Rezepte an den Fan bringen, zum anderen fügt er der unüberschaubaren Zahl von Italien-Kochbüchern ein weiteres hinzu.

Unter Ersteren erinnert man sich gern an das legendäre Erdnussbutter-Bananen-Sandwich aus dem Elvis-Kochbuch und auch an Frank Sinatras Burger-Rezept: „Call for Dino and tell him to make the fucking burger.“ Später bemühte sich „The Voice“ um einen seriöseren Anstrich und gab zusammen mit Gattin Barbara „The Sinatra Celebrity Cookbook“, eine Art Great American Cookbook, heraus, das es indes nicht mit Liberaces opulentem Standardwerk von 1970, „Liberace Cooks!“, aufnehmen konnte. Der schmalzige Crooner kochte nämlich wirklich gern und hatte vom entspannten Backyard-Buffet bis zum siebengängigen, im Formal Dining Room zu servierenden Menü für jeden Anlass das passende Gericht parat.

Sinatra beim Essen

Da konnte höchstens noch die auch beim Kochen stets authentische Loretta Lynn mithalten, die 2004 in „You’re Cookin’ It Country“ die Rezepte ihres Lebens zusammenfasste. Die schmeckten so gut, dass Jack White einmal eigens nach Nashville flog, um ihre „Chicken & Dumplings“ zu probieren. Ob man für die Kochkünste von Snoop Dogg nach L.A. fliegen würde, steht dahin. „Vom Gangsta zum Gourmet“ offeriert zwar veritables Soulfood, andererseits aber auch derartige Kalorienbomben, dass man sich fragt, wie der Mann bei all den süßen Marinaden und Monster-Sandwiches so schlank bleiben kann.

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In die Gefahr, Fett anzusetzen, kamen Grönemeyer und Silva bei Lorenas ausgewogener Diät nicht, die von gefüllten
Kürbisblüten über Schweineschulter mit Zitronen bis zu Erdbeer-Tiramisu in der Vielfalt der italienischen Küche schwelgt. Doch, muss man einschränken, bei allem Können kann auch Signora Autuori die italienische Küche nicht neu erfinden, und so bleibt es überwiegend bei den bewährten Klassikern. Grönemeyer-Fans mag das entzücken – dass Autuoris Auswahl turmhoch aus der Masse der allein bei Amazon über 4000 verfügbaren italienischen Kochbücher herausragt, kann man indes schwerlich behaupten. Denn während die deutsche, die spanische und die überseeischen Küchen für jede Menge Neuerungen Raum bieten, ist die italienische Küche tendenziell auserzählt, die allermeisten über Generationen erprobten Rezepte sind kaum zu verbessern, und in den meisten Fällen begnügen sich auch Spitzengastronomen damit, nur hie und da eine winzige Nuance zu verändern.

Wer die gesamte Vielfalt der italienischen Küche kennenlernen möchte, ist deshalb mit zwei Klassikern besser bedient. „Lechners Rezeptlexikon italienische Küche“ listet unbebildert und vollkommen schmucklos über 3000 Rezepte auf und katalogisiert akribisch die kleinsten regionalen Differenzen. Wer das als Overkill empfindet und mehr über die Eigenarten der Regionen sucht, ist bei „Die echte italienische Küche“ von Reinhardt Hess und Sabine Sälzer immer noch am besten aufgehoben. Dreißig Jahre haben diesen Allrounder kein bisschen altern lassen, er bietet, soeben neu aufgelegt, nach wie vor den ultimativen Querschnitt durch die Köstlichkeiten zwischen Sizilien und Tirol.

Hulton Archive Getty Images
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