Gutes Deutsch auch beim Tralala-Contest – dank Heinz Rudolf Kunze

Die Ehrentitel „Deutschlehrer“ und „Studienrat“ trägt Heinz Rudolf Kunze ja seit dem Start der Karriere, aber den Ruf als Volksgut-Pedant brachte ihm erst sein Engagement für die Radio-Deutschquote Mitte der 90er Jahre, als ihn einige Mitstreiter ziemlich im Stich ließen. Strategische Bedenken gegen die Berührung mit dem Populismus hatte Kunze ohnehin nie als er in den Achtzigern bei Dieter Thomas Heck auftrat, waren viele seiner Fans überrascht und verärgert. Jetzt ist es perfekt: Kunze kandidiert für den Eurovisions-Grand-Prix. Dass ein so vokabelbewusster Künstler am Ende Deutschland repräsentieren wird, ist allerdings unwahrscheinlich – beim Vorentscheid am 8. März in Hamburg konkurriert er nicht nur mit dem Swing-Laffen Roger Cicero, sondern auch mit der beliebten Gruppe Monrose. Einer inneren Logik folgt Kunzes Teilnahme auch deshalb nicht, weil es beim Grand Prix nicht um Texte geht – längst schickt auch Deutschland englischsprachige Songs zum Wettsingen. Bei der Pressekonferenz sagte Kunze, seit den Grand-Prix-Songs von Guildo Hörn und Stefan Raab sei der Wettbewerb auch „für meine Baustelle betretbar“ ein unerwarteter Selbst-Vergleich. Sein Beitrag „Die Welt ist Pop“ gehört zu den eher heiteren Kunze-Songs, wurde für den Wettbewerb aber leider um die Zeilen „Der deutsche Wald lädt Bären ein/ Sie sollen uns willkommen sein“, gekürzt. Wegen der Länge. Die Vorwürfe, der Künstler habe bei Asias „Heat Of The Moment“ abgekupfert, sind reine Verunsicherung. Ob Kunze am 12. Mai in Helsinki für uns singen wird? Er hat sich jedenfalls den bestmöglichen Paten ausgesucht: Als obligatorische Coverversion für die Vorentscheid-Show wählte er „Merci Cherie“. Von Udo Jürgens.

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