Haarspalterei

DIE KRISE DER USA ZEIGT SICH auch in der Person des Außenministers: Dieser John Kerry will und soll den Weltfrieden sichern, obwohl er aussieht wie eine Aubergine, die als Liberace auftritt -Kerry war beim Schönheitsdoktor und trägt eine drittklassige Perücke, solche Eingriffe muss er ja mit seinem Präsidenten abgesprochen haben. Kerrys Gesicht und Haare lügen, wer kann so einem Politiker vertrauen?

Das Toupet im Pop ist immer eine Tragödie nur für den Träger gewesen (Rex Gildo, Bobby Darin), er leidet an seiner Haarlosigkeit und schämt sich vor dem Publikum, denn Pop bedeutet Jugend, und Jugend hat Haare. Filmschauspieler dürfen Toupets aufsetzen (von Humphrey Bogart über James Stewart bis Kevin Spacey), sie liefern doch sowieso nur Illusionen. Das Toupet beim Profifußballer ist noch die Ausnahme – der Engländer Wayne Rooney hat sich Haare auf den Schädel pflanzen lassen und Elton John nachgeahmt. Jürgen Klopp verkündete zuerst seiner Mannschaft und dann ganz Deutschland, wo seine Geheimratsecken geblieben sind. Die Fans rätseln über das Foto, auf dem Klopp und der Glatzkopf Sammer am Spielfeldrand aufeinander einschreien, worum ging’s wohl? Vermutlich werden Sammers Worte gewesen sein: „Klopp, du hast ja nicht mal den Schneid, zu deiner Glatze zu stehen, wie sollen deine Spieler denn dich noch ernst nehmen?“

Der erste Toupetträger der Fußballbundesliga war Charly Dörfel vom HSV, er trug das Teil aber nie während der Arbeit, sondern nur hinterher. Er machte Faxen mit und ohne Toupet, die Bundestrainer missachteten ihn, er kam bloß auf elf Länderspiele, obwohl er vor 50 Jahren alle Linksaußen in Europa übertraf. Der Spaß beim HSV hat aufgehört, der letzte Titel liegt ein Vierteljahrhundert zurück -beim HSV erkennt niemand, dass seine drei Trainer-Legenden praktisch keinen Haarschnitt hatten. Kuno Klötzer (er gewann 1977 den Europapokal der Pokalsieger) scheitelte sein Resthaar zur Mäxchenfrisur, jeder Windzug verblies den Versuch, egal; Branko Zebec (Deutscher Meister 1979) hatte noch ein paar Strähnen und ein bisschen Flaum ungefähr wie Tom Buhrow -auf dem Kopf herrschte meist Chaos, während Zebec auf der Bank hockte und auch mal einnickte. Ernst Happel (einmal Deutscher Pokalsieger und Europapokalsieger der Landesmeister, zweimal Deutscher Meister ) trug einen Wiener Wuschel und kämmte sich nur sonntags. Die Trainer-Luschen der letzten Jahre beim HSV wirkten so, als würden sie sich vorm Training noch Gel ins Haar schmieren und prüfen, ob die Frisur sitzt. Bruno Labbadia, immer wieder der Interimstrainer Rodolfo Cardoso oder Thorsten Fink könnten als Haarmodels arbeiten, und sie wissen das. Der Neueste beim HSV, Bert van Marwijk, ähnelt den Typen, die Mode für den Herrn ab 60 für den Otto-Versand vorführen.

Die FDP denkt inzwischen, dass der Kopf mitentscheidet: Christian Lindner, der Anführer für die nächsten Jahre, ließ sich sofort die Haare auffüllen. Die Kanzlerin steht auch deswegen als Monument da, weil ihre Frisur ohne Beispiel ist, eine eigene Kategorie wie früher das Ensemble von Rainer Barzel -er kämmte sich die letzten Haare sogar aus dem Ohr und legte das Material quer über den Schädel. Die Grünen punkten haarmäßig durch Cem Özdemir, den einzigen Kotelettenvorzeiger von Format unter den Bundespolitikern.

Und die SPD? Um seinen HSV bangt Helmut Schmidt, er hätte gegen Merkel sicher ein paar Prozente mehr gewonnen als Steinbrück, denn Schmidt durchdringt nicht nur die Weltwirtschaft und beherrscht die Kunst der Rede: Er hat mit 94 immer noch volles Haar und trägt weiterhin die Frisur, die er bereits als junger Mann getragen hat; das ist Kontinuität.

Im nächsten Heft kommt der „Typewriter“ wieder von Jenni Zylka.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates