Happy Birthday, Roddy Frame! Der Aztec-Camera-Sänger wird 50

In den frühen Achtzigern war Aztec-Camera-Sänger Roddy Frame das "Pop-Wunderkind". Jetzt wird er 50.

Als das Aztec-Camera-Debüt „High Land Hard Rain“ 1983 erschien, war sein Komponist Roddy Frame gerade mal 18 Jahre alt. Das Album bestand ausschließlich aus perfekten Pop-Songs. Es waren schottische Lieder über verregnete Strände, Fernbeziehungen, der Beginn der Sommerferien als Beginn der Einsamkeit – aus den Liedern sprach tiefe Sehnsucht nach der Ferne und dem Älterwerden als Chance, seine verrückten Gefühle in den Griff zu kriegen. Es war ein aufsehenerregendes Werk. Für die zweite Platte, „Knife“, übernahm Mark Knopfler die Produktion. Aztec Camera hatten sich davon nicht wieder erholt. Roddy Frame, der heute 50 wird, war einst das „Pop-Wunderkind“, dem die große Karriere versagt blieb.

Für die Ausgabe 10/2002 traf Joachim Hentschel den damals 38-Jährigen und sprach mit ihm über verpasste Chancen und das aktuelle Album „Surf“, mit dem Frame sehr zufrieden war.

„You see, I was a Pop Star!“

Na gut, alt ist Roddy Frame mit 38 Jahren nicht wirklich. Aber weil er schon mit 17 bei Aztec Camera sang, spürt er langsam die Altersmilde in seiner Musik.

Er sagt es ganz plötzlich, mit Nachdruck und so, als würde diese Gewissheit ihn immer wieder selbst überraschen. „You see, I was a pop star!“ sagt Roddy Frame, der 38-Jährige, das Ex-Wunderkind.

Popstarsein war die Zielvorgabe. Drunter wollten sie es nicht machen, als 1981 die erste Single von Aztec Camera erschien. Sänger Roddy Frame war 17 und Teil der großen Erzählung, in der es darum ging, Punk noch punkiger zu machen, ihn noch schärfer abzugrenzen vom Rock der Väter-schon deshalb konnten die bitte boys Aztec Camera und die anderen Bands der Glasgower Szene (Orange Juice, Josef K, Fire Engines) niemals Popstars sein. Roddy Frame kam mit 23 immerhin einmal auf Nummer drei der britischen Hitparade. Der nachhaltige und eigentliche Erfolg der Anti-Rock-Attitüde ist aber, dass er nie zu alt werden kann für die Musik, die er macht. Sie waren zwar jung in Glasgow, aber sie wollten Poesie und nicht Potenz.

Auch das überrascht Roddy Frame selbst am meisten: Bei der Herstellung seiner neuen, zweiten Soloplatte „Surf“ (auf Cooking Vinyl, Vinyl auf Marina Records) war vieles so wie früher, als er sich mit der Gitarre in den Zug gesetzt hat, zu den Aufnahmen gefahren ist und zwei Wochen später die fertige Platte in der Post hatte. Jetzt muss er nicht mal mehr aus dem Haus, er hat seinen Mac, auf dem er alles aufgenommen hat. Die Freundin bediente die ProTools-Software, die zwei holten sich Takeaway-Essen vom Chinesen und tranken Tee dazu. „Ich habe während der Aufnahmen oft Fernsehen geschaut, mit heruntergedrehtem Ton“, sagt Roddy Frame. Wenn etwas kam, das er sehen wollte, hat er ein Lied oft ein wenig schneller gespielt. Man hört ihn und seine akustische Gitarre, seine Folksongs und bescheidenen Kunstlieder mit ihren Licht- und Wassermetaphern. Die poetische Schule des 19. Jahrhunderts.

Der Mond von London und Edwyn Collins (Glasgow-Freund, immer noch Freund) haben mitgespielt in der Entstehungsgeschichte, auch das ist romantisch. Mit Collins gab Frame vor einem Jahr ein kaum geprobtes Duo-Konzert im Londoner South Bank Centre, „es war eine magische Nacht“, erzählt er. „Hinterher lief ich heim über eine Themsenbrücke und sah den Big Ben. Es fühlte sich so gut an, die Turmuhr und den Fluss anzuschauen, dass ich dachte: Das will ich aufschreiben.“ Das erste Lied „Big Ben“ löste in einer Kettenreaktion die elf anderen aus.

Die körperliche und geistige Jugend will Roddy Frame nicht wiederhaben. „Jetzt ist die richtige Zeit für mich“, sagt er. Ein Popstar im Sinne von Aztec Camera kann er doch immer noch sein.

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