Heinz Rudolf Kunze – Hamburg, Sporthalle

Endlich wieder Hamburg!“ ruft Heinz Rudolf ins vom Einstimmungs-Rock durchgeschüttelte Publikum. „Schon wieder Heinz Rudolf!“ könnte man entgegnen. Nur wer Kunze einmal geliebt hat, kann ihn für das altbackene Gerocke, das er nun veranstaltet, nachgerade hassen.

Sich selbst kann Kunze immer noch ganz gut leiden: Selbstverliebt stolziert er schellenbekränzt über die Bühne, springt gar aufs Schlagzeugpodest, trötet Sentenzen auf die bescheiden anmutende Heerschar von Freunden des deutschen Liedgutes, deren Rezeption er halb schelmisch, halb ordnungshütend kontrolliert.

Wenn schon Rock, denn schon Rock. Aber nein, obschon sich einige im Publikum eifrig unter der Last einer imaginären Gitarre krümmen und freudig erregt mittels Bierbechern die Hartschalensitze malträtieren, also alles ist wie bei Bon Jovi-Konzerten auch: Plötzlich legt die neue Begleitband (die Kunze immer wieder gern lobt, die aber genauso arbeitet wie die früheren auch) eine Pause ein – und Heinz setzt sich an ein Tischchen und verliest selbsterdachte Surrealismen.

Auch die sind beklagenswert. Diese Mischung aus Kabarett, Büttenrede und Schülerzeitungs-Glosse, wiewohl vielleicht subversiv gemeint, steuert geradlinig auf Kohl-Witze zu. Auch Talkshows, Mama und BSE stehen auf dem Stundenplan, aber dafür muß zumindest niemand an die TäfeL Manchmal sagt er auch, den Stammtisch parodierend, Böses gegen Ausländer, und dann ruft das Publikum in stiller Übereinkunft „Hoho!“ Er wäre so gern Randy Newman, Neil Young und Elvis Costello sowieso. Er ist aber nur der Heinz, der unter keinen Umständen einen Fehler machen will – und das ist sein größten Wenn man Rock’n’Roll erklären muß, wird’s brenzlig.

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