HELDEN SEHEN ANDERS AUS

EINE OHRENBETÄUBENDE FUZZ-ORGIE LÄSST DIE MAUERN des Madison Square Garden erbeben. Es ist ein Samstagnachmittag im Frühsommer, und Gary Clark Jr. – die blaue Epiphone-Gitarre in der Hand und 19.500 leere Sitzen vor sich – steht mutterseelenallein auf der Bühne. Er verbeißt sich gerade in das Solo von „Numb“ – einer Blues-Nummer mit ohrenbetäubendem Feedback, verhuschten Harmonien und wilden Oktav-Sprüngen -, läuft aber gleichzeitig von einem Ende der Bühne zum anderen, um die Akustik zu testen. Plötzlich reißt er sich die Gitarre vom Körper, um mit seinem Manager zu palavern. „Sehen Sie, wie Gary gerade seine Haare zwirbelt?“, sagt sein Roadie Blayne Tucker. „Das macht er immer, wenn er nervös ist.“ Clark probt für seinen Auftritt bei Claptons Crossroads Guitar Festival -einem Aufmarsch von drei Dutzend Gitarren-Größen, zu denen sich u.a. Keith Richards, Jeff Beck, die Allman Brothers, B. B. King, John Mayer und Buddy Guy zählen dürfen. Mit seinen 29 Jahren ist Clark der Einzige unter 30, der mit kompletter Band auftreten darf. „Der Druck ist nicht zu verleugnen“, sagt er leise, während seine Crew die Verstärker-Batterien auf die Drehbühne hievt. „Wer einmal in Austin gelebt hat, weiß nur zu gut, wie viele brillante Gitarristen dort rumlaufen. Aber ich bin derjenige, der im Garden spielt. Irgendwie ist es nicht fair.“

Clark hat momentan aber noch akutere Sorgen. Seine ganze Familie ist für die Show von Austin nach New York gereist, doch dummerweise haben sich ihre zehn VIP-Tickets in Luft aufgelöst. „Ich hatte sie im Umkleideraum, in meiner Tasche, gleich hier“, sagt er und kramt in seinen persönlichen Habschaften, die er auf einem Tisch ausgebreitet hat. Er vermutet, dass es jemand von der Putzkolonne war, der die Tickets letzte Nacht mitgehen ließ.

Er ist sich auch schmerzhaft bewusst, dass er seine Karriere letztlich nur Crossroads zu verdanken hat. Sein kurzer Auftritt beim Festival in Chicago katapultierte ihn vor drei Jahren ins Licht der Öffentlichkeit. Im März veröffentlichte er sein erstes Warner-Album „Blak And Blu“, spielte beim Coachella-Festival, dann mit Clapton in der Royal Albert Hall -und darf sich nun freuen, dass seine anstehende US-Tour bereits ausverkauft ist. Öfter als jeder andere Gast wurde ihm die Ehre zuteil, von den Rolling Stones auf ihre momentane Tour geladen zu werden. „Er läuft ja gemeinhin unter dem Label ,Blues-Sänger'“, meint Mick Jagger, „aber manchmal klingt er wie der frühe Bruce Springsteen. Und das meine ich ausschließlich positiv.“

„Besser als er wird’s nicht werden“, sagt Buddy Guy. „Gary erinnert mich mehr an T-Bone Walker als jeder andere Gitarrist, den ich je gesehen habe. Wir alle bemühen uns ja, diese Musik am Leben zu halten, weil der wahre Blues heute nicht mehr gespielt wird.“

Vor eineinhalb Jahren lebte er in einem bescheidenen Häuschen in South Austin (ohne großes Geld und große Gigs und natürlich noch ohne seine jetzige Freundin, das australische „Victoria ’s Secret“-Model Nicole Trunfio). Dennoch schien er schon damals mit seinen Nerven kämpfen zu müssen. Als ich ihn im November 2011 erstmals traf, lief er vor Austins berühmtem Musikclub Antone’s auf und ab und qualmte eine Parliament nach der anderen. Antone’s kann sich rühmen, Austins letzten Gitarren-Helden großgezogen zu haben: Es war Ende der Sechziger, als Clifford Antone, der Besitzer des Clubs, Albert King dazu überredete, einen Teenager namens Stevie Ray Vaughan auf die Bühne zu holen.

An diesem Abend aber hatten sich die Neugierigen – überwiegend grauhaarige Pferdeschwanzträger – im Antone’s eingefunden, um ein Tribute-Konzert für Doyle Bramhall Sr. zu erleben, den verstorbenen Drummer der Vaughan-Brüder Stevie Ray und Jimmie. Auch Clark war eingeladen worden, ließ sich aber entschuldigen und verbrachte stattdessen den größten Teil des Abends vor der Tür. „Ich versuche momentan, unterm Radar zu fliegen“, sagt er heute und lehnt sich gegen die verglaste Front des Clubs. „Es war schon cool, dass sie mich gefragt haben, aber wenn ich gespielt hätte, würde es gleich heißen:,Schon wieder dieser Motherfucker? Erlaubt sich, auch bei diesem Konzert mitzumachen?‘ Ich kannte Bramhall, aber nur als Fan. All die anderen Jungs hatten noch mit ihm gespielt. Ich bin nur hingegangen, um meinen Respekt zu bekunden.“

Antone allerdings kennt Clark fast schon so lange wie die anderen Cracks -schließlich trat er seit seinem 15. Lebensjahr hier auf. Als Kind einer gottesfürchtigen Baptisten-Familie wuchs er in einem Vorort von Austin auf und griff im sechsten Schuljahr zur Gitarre, weil er mit Eve Monsees, einem Mädchen von nebenan, unbedingt zusammenspielen wollte. Sie verbrachten die Nachmittage in Eves Garage, wo sie sich zunächst an Ramones-Songs versuchten. Drei Jahre später spielten sie bei einer Talentshow Stevie Ray Vaughans „Pride And Joy“ und traten als Gary & Eve bei Partys und lokalen Festivitäten auf. Antone lud sie zu einer der legendären Blues-Jams ein, wo sie Walkers „T-Bone Shuffle“ präsentierten und die kniffligen Twin-Gitarren-Harmonien perfekt beherrschten. „Ich war sofort hellwach“, sagt James Cotton, einer der Größen der Blues-Mundharmonika,“weil er nicht nur mit einer Wah-Wah-Gitarre rumhantierte, sondern wirklich den Blues spielen konnte. Und das hört man heute verdammt selten.“

Clark verbrachte lange Nächte in seinem Zimmer, um Vorbildern wie Lightnin‘ Hopkins, Elmore James oder Hound Dog Taylor, dem Slide-Master aus Chicago, auf die Schliche zu kommen. Taylor (der an seiner linken Hand sechs Finger hatte) war berühmt für seine aberwitzigen Soli, die unbeirrt ihre Kreise zogen, ohne sich von der Rhythmusgruppe einschnüren zu lassen -eine Qualität, die sich in Clarks Stil definitiv niedergeschlagen hat.

(„Der Typ lieferte wirklich den wilden, rohen, fiesen Shit“, erzählt Clark, als wir uns nach dem Konzert in ein schmieriges Mexikaner-Lokal setzen. „Abgezockter kann man gar nicht spielen.“) Sein Vater fuhr ihn nach der Schule zu Gigs, wo Gary seine zweite Ausbildung bekam. „Sie zeigten mir wirklich, wo’s langgeht“, sagt Clark und ist den Musikern im Antone’s auf ewig dankbar. „Einmal saß ich mit Hubert Sumlin zusammen, der mir von der Zeit mit Howlin‘ Wolf erzählte. Irgendwann musste ich sagen:,Scheiße, ich muss nach Hause, um noch meine Algebra-Hausaufgaben zu machen.'“

„Obwohl wir dick befreundet waren, wusste man eigentlich nie, was sich wirklich in Garys Hinterkopf abspielte“, sagt Monsees, die heute Mitbesitzerin des Plattenladens Antone’s Records ist. Was seinem Talent, mit neuen Menschen und Situationen klarzukommen, aber keinerlei Abbruch tat.“Während ich vor einer Show immer ein Nervenbündel war, blieb er die Coolness in Person.“

Als 17-Jähriger spielte Clark bereits mit Profis zusammen und hing „in vielen verqualmten Hinterzimmern“ herum. Im gleichen Jahr wurde er verhaftet, weil er auf dem Schulhof Gras geraucht hatte -eine Episode, die er in seinem Song „Travis County“ verewigte. „Nachdem ich eine Weile im Knast gesessen hatte, ging mir durch den Kopf:,Das ist einfach nur scheiße hier. Ich möchte an diesen Ort nie wieder zurück. Nie!'“ (Er gibt zu, später noch ein weiteres Mal eingebuchtet worden zu sein, möchte sich aber zu den Hintergründen nicht äußern.) Zum Entsetzen seiner Eltern lehnte er ein Stipendium der Texas University in Austin ab und entschied sich, voll auf die Musikschiene zu setzen. Er tourte mit Jimmie Vaughan und promotete gleichzeitig sein Debüt „Worry No More“ – ein konventionelles Blues-Album, das er auf seinem eigenen Label veröffentlicht hatte. Allerdings räumt Clark bereitwillig ein, in diesen Jahren etwas die Orientierung verloren zu haben. „Ich soff zu viel und zoffte mich ohne jeden Grund herum. Bei dem einen oder anderen Gig kriegte ich kaum noch die Augen auf. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht völlig die Kontrolle zu verlieren. Einmal spielte ich auf Mushrooms: Zunächst war’s begnadet -bis es dann nicht mehr begnadet, sondern nur noch katastrophal war.“

Er bekam eine Rolle in „Honeydripper“, einem Film von John Sayles, der im Alabama der 50er-Jahre spielt. Clark mimt einen schüchternen Gitarristen, der -nach der Absage des angekündigten Superstars -in letzter Minute einspringt, um eine darbende Musikkneipe vor dem Ruin zu bewahren. Weitere Filmpläne platzten -und als Clark endlich nach Austin zurückkehrte, hatte sein Bassist das Weite gesucht, um bei Kenny Wayne Shepherd einzusteigen. Clark versuchte sich mit One-Man-Shows über Wasser zu halten, bei denen er mit dem Fuß selbst die Bass-Drum bediente. „Ich saß zu Hause, hatte keine Gigs -sogar den Strom hatten sie mir abgeklemmt. Ich dachte mir: ,Was zum Teufel mach ich jetzt nur?‘ Und plötzlich liegt ein Brief von Eric Clapton im Briefkasten.“ Claptons Gitarrist Doyle Bramhall II (der Sohn des verstorbenen Drummers) hatte Clark für einen Auftritt beim Crossroads-Festival in Chicago vorgeschlagen. „Eric hatte mich gefragt, ob ich einen jungen Gitarristen kenne, der ins Programm passen würde“, erinnert sich Bramhall. „Ich sagte:,Klar, ich kenn einen.'“ Clarks Auftritt mit „Bright Lights“(einer Hommage an Jimmy Reeds „Bright Lights, Big City“) wäre allerdings fast in die Hose gegangen, da plötzlich die PA ihren Geist aufgab. Clark spielte ungerührt weiter, bis der Defekt behoben war. Das Video des Auftritts, mit intakter Audio-Spur, sollte schon bald im Internet zirkulieren und Clark zum Geheimtipp machen. „Es war der schlimmste Moment, den ich auf einer Bühne erlebt habe“, sagt er, „und kurz darauf der berauschendste.“ Für Clapton war es sogar eine Offenbarung. „Ich schickte ihm einen Brief“, erzählt Clapton, „und schrieb ihm:,Danke. Du hast bei mir den Wunsch geweckt, wieder spielen zu wollen.'“

Nach der Show im Antone’s setzen wir uns in seinen 12-sitzigen Chevy Van und kurven durch Austin. Clark hat eine Liveversion von Otis Reddings „I Can’t Turn You Loose“ rausgesucht und klopft, die Kippe in der Hand, ungestüm gegen das Armaturenbrett, während draußen die Kneipen und mobilen Fast-Food-Buden an uns vorbeiziehen. An der Sahara Lounge, einem herrlich geschmacklosen Laden, an dem noch immer die Weihnachtsbeleuchtung hängt, halten wir an. Clarks alte Freunde, eine Blues-Rock-Band namens The Moeller Brothers, spielen gerade ihr montägliches Set.

Clark ist gleich in seinem Element. Nach ein paar Bier streift er sich das Jackett ab, leiht sich eine Stratocaster und haut mit der Band ein paar Standards heraus. „Shame, Shame, Shame“ von Jimmy Reed etwa spielt er mit rasender Geschwindigkeit -und ist nach seinem Bühnen-Intermezzo nicht mehr zu halten. „Mann“, strahlt er begeistert, „am liebsten würd ich mich jetzt ins Auto setzen und 500 Meilen fahren! Wohin soll’s gehen? Wie wär’s mit Oklahoma?“

W ar wohl keine gute Idee“, sagt er, nachdem er gerade seinen zweiten Jameson-Whiskey gekippt hat. Er knallt das Glas auf die Bar des Hotels. Gleich gegenüber liegt der Madison Square Garden, wo Clark in zwei Stunden auftreten wird. „Keine gute Idee, sich die Kante zu geben, wenn’s draußen noch nicht mal dunkel ist.“ Doch nachdem sein Ticket-Problem gelöst ist und die Set-List steht („Numb“ gegen „When My Train Pulls In“ ausgetauscht), musste er sich einfach ein wenig locker machen.

Clarks Leben hat sich verändert. Im vergangenen Jahr ist er von Austin mit Freundin Nicole Trunfio nach Lower Manhattan gezogen. Er wirkt schlanker als bei unserer ersten Begegnung. Seine Klamotten stammen inzwischen fast ausnahmslos von Designer John Varvatos. Er taucht sogar mit Jimmy Page in einem Varvatos-Werbespot auf und hat sich kürzlich eine Ernst-Benz-Armbanduhr für 6.800 Dollar zugelegt. „Die teuerste Anschaffung, die ich je in meinem Leben gemacht habe“, sagt er, „aber dafür wird sie auch ein Leben lang halten.“ In Trunfio verguckte er sich, als er 2012 beim Coachella-Festival auftrat. „Zunächst hinterließ sie bei mir keinerlei Eindruck, aber plötzlich platzte der Knoten. Ich wusste: Ich möchte mehr von ihr.“

Mit seinem sich schnell verbreitenden Ruf als Gitarrenheld stiegen auch die Erwartungen an „Blak And Blu“, sein eigentliches Debütalbum. Von Dr.-Dre-Producer Mike Elizondo und Drummer J. J. Johnson produziert, ist es mit Sicherheit kein klassisches Blues-Album. Im Gegenteil. Kritiker monierten, dass es zu glatt und unfokussiert produziert worden sei, dass die Rap-und Neo-Soul-Einlagen („The Life“ bzw. „Blak And Blu“) deplatziert wirken. „Rückblickend würden wir am Album wohl einiges ändern“, gibt Clarks Manager Scooter Weintraub zu. „Es würde mit Sicherheit roher und ungeschliffener ausfallen. Aber dennoch war es der richtige Schritt für Gary, weil er nicht als der ,next guitar player‘ abgehakt werden wollte. Er will mehr sein als das Zirkuspferdchen, das bis zum Erbrechen den gleichen Trick wiederholt.“

„Es war gar nicht so einfach, nach L. A. zu fahren und den Leuten dort zu erklären, was der Texas-Twang ist“, sagt Clark.“Wenn man in Texas ,twang‘ sagt, wissen die Leute halt sofort Bescheid.“ Immerhin verkaufte „Blak And Blu“ allein in den USA 170.000 Exemplare -nicht übel für ein Album, das mit keiner Hit-Single aufwarten kann.

Aber natürlich wurden die Erwartungen seiner Fans enttäuscht, die das Gitarren-Feuerwerk seiner Live-Shows auch auf dem Album hören wollten. „Wenn ich diesen Wünschen gerecht werden wollte, müsste ich nur noch Coverversionen von Hendrix spielen“, sagt er. „Ich las neulich ein Online-Posting, in dem es hieß:,Du solltest mehr Chicago-oder Louisiana-Blues spielen -wir wollen mehr von den ungehobelten Sachen.‘ Nun, ich komm aber nun mal weder aus Chicago noch aus Louisiana -und ich hab auch nicht in dieser Ära gelebt.“ Seine Stimme wird lauter. „Damals wurde noch die Rassentrennung praktiziert – und die damalige Musik war die Popmusik ihrer Zeit. Die Leute drückten das aus, was ihnen unter den Fingernägeln brannte. Doch die Zeiten haben sich geändert. Warum sollte ich so tun, als sei ich in dieser Zeit aufgewachsen? Ich bin nun mal kein bettelarmes Kind, das am Rande der Gesellschaft groß wurde.“ Vor allem der Hendrix-Vergleich schmeckt Clark überhaupt nicht -meint jedenfalls Tucker, sein Roadie. „Der Vergleich zeugt auch nicht gerade von übermäßiger Fantasie“, sagt er. „Von den rassistischen Untertönen ganz zu schweigen.“

„Haben Sie vielleicht mal John Mayer kennengelernt?“, fragt Clark aus heiterem Himmel. Die beiden spielten unlängst bei dem Stones-Gig in Newark/New Jersey. „Ich war neugierig, wie er tickt. Ich wartete eigentlich darauf, dass er mir irgendeinen Scheiß erzählt, aber er war absolut cool. Ich könnte mir nicht vorstellen, so im Rampenlicht zu stehen wie er. Denn prompt rechnen die Leute damit, dass du ein Arschloch sein musst. Es ist einfach nur traurig.“

Ein Mann tritt mit seinem zehnjährigen Sohn an die Bar. Das Kind heißt Brandon und trägt einen klassischen Afro. „Eines Tages wird er mal mit Ihnen spielen“, sagt der stolze Vater und reicht Clark sein iPhone. Auf einem Home-Video sieht man, wie der Kleine auf einer lokalen Festivalbühne spielt. Clark schaut sich die beeindruckende Vorstellung ein paar Minuten konzentriert an. „Unglaublich“, sagt er nur. Ob er vielleicht einen Ratschlag für das Nachwuchstalent habe?“Ich wüsste nicht, was ich ihm raten sollte“, sagt Clark. „Vielleicht: Klau mir nicht meine Gigs.“ Er schenkt Brandon ein Plektron, gibt ihm seine private E-Mail-Adresse und verlässt dann die Bar, um auf der 29. Straße schnell noch einen Joint durchzuziehen. Eigentlich wollte er seine Crew zum Essen treffen, nun ändert er kurzfristig seine Pläne und geht allein zur Halle hinüber.

Einige Stunden später ist der Madison Square Garden rappelvoll. Während Keb‘ Mo‘ und Taj Mahal auf der Bühne den „Walking Blues“ spielen, haben sich Clark und Band hinter dem Vorhang versammelt. In ein paar Minuten müssen sie raus, können aber ihren Bassisten nicht finden.“Wo steckt er bloß?“, ruft Clark beunruhigt. Als der Gesuchte schließlich eintrudelt, stellen sie sich in einen Kreis, um sich mit einem „Pep-Talk“ heiß zu machen. Danach stolpert er über ein paar Kabel in eine dunkle Ecke, wo Trunfio auf ihn wartet. Sie umarmen sich für eine Minute, bis sich Clark löst und zu seiner Gitarre greift.

Sekunden später steht er auf der Bühne. Auf den riesigen LED-Leinwänden sieht man, wie er die Augen schließt und „When My Train Pulls In“ in eine zehnminütige Frontalattacke verwandelt. Nach ein paar peitschenden Stakkato-Fanfaren dreht er wild am Treble, um gigantische Feedback-Wellen in die Halle rollen zu lassen. Als die Nummer verklungen ist, geht ein kollektiver Aufschrei durch die Menge. Clark ist einer der wenigen, die an diesem Abend stehende Ovationen bekommen. Er verbeugt sich höflich, sagt „Bless you“ – und kann zum ersten Mal heute lächeln. „Der einzige Ort, wo er wirklich zu Hause ist“, sagt Trunfio, „ist die Bühne.“

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