Hier kommen die Rrriot Queers – Die Magnetic Fields führen ein etwas anderes amerikanisches Songbook auf

MÜNCHEN, FREIHEIZHALLE.

Schon bevor der erste Ton gespielt ist, haben Pianistin Claudia Gonson und Songwriter Stephin Merritt uns in die Welt der Magnetic Fields eingeführt. Von Merritts zwölf-seitiger Bouzouki verläuft die Assoziationskette über die Byrds, Tippi Hedren aus „The Birds“ zur feministischen Kulturwissenschaftlerin Camille Paglia, die über den Hitchcock-Film eine Monografie verfasst hat. Dann entfalten die Magnetic Fields ihr eigenes amerikanisches Songbuch, in dem die Geschlechterrollen häufiger mal durcheinandergeraten, Merritt die Frauenrollen singt, Gonson und Shirley Simms die vermeintlichen Männer. Sie wirken wie die queere Version von Fleetwood Mac.

Die Stücke des neuen Albums „Distortion“ sind an diesem Abend mitnichten verzerrt, werden vielmehr mit Klavier, Cello, Gitarre und Bouzouki in leisetreterischen Kammerpop überführt, was vermutlich vor allem Merritts akustischer Sensibilität geschuldet ist. Bei lautem Applaus hält er sich das linke Ohr zu. Den lautesten gibt’s für „Yeah, Oh, Yeah“ — ein komisches Duett mit Gonson über Eifersucht und Rache. „What a dark and dreary life/ Are you reaching for a knife?/ Could you really kill your wife?/ Yeah! Oh, yeah!“ In München liebe man also vor allem die Mörderballaden, konstatiert Merritt spöttisch, es handle sich wohl um ein gewaltbereites Publikum. So verabschiedet er sich schließlich auch mit den Worten „Don’t forget to attack everyone you see in the streets“, bevor er mit „As You Turn To Go“ von den 6ths und „Grand Canyon“ auch musikalisch den Abend beschließt. „If I was Paul Bunyan I’d carry you so far away but I’m just me I’m only me/ And you used to love me that way so you know how to love me that way.“ Für Abende wie diese lieben wir die Magnetic Fields.

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