Ida Nielsen: Der Zauber des Slap

Geschult als Bassistin in der letzten Band, die Prince je gründete, steht die Dänin Ida Nielsen längst auf eigenen Füßen. Ihr neues Album „More Sauce, Please!“ vereint Funk mit Rock – eine Erinnerung an die Goldene Ära der Schlaghosenmusik.

Ida Nielsen ist in den 1980er-Jahren aufgewachsen, und wer als Kind der 1980er vom Slap-Bass fasziniert ist, dem rhythmischen Anschlagen und Reißen der Saiten, der kam an Mark King schwer vorbei. Weil Nielsen aber schon als Mädchen auf Feinheiten achtete, fällt ihr Urteil über den powerdaumenden Level-42-Musiker, den sie bewunderte, heute eher sachlich aus: „Ein phänomenaler Bassist, aber Level 42 sind weniger Funk als vielmehr die europäische Pop-Version von Funk.“ Schnell fing die junge Ida an, sich den 1970er-Jahren zuzuwenden: Larry Graham von Sly & The Family Stone. Und kaufte sich ihren eigenen Bass.

Die 47-Jährige ist einen weiten Weg gegangen, vom Mädchen, das sich früh für Funk interessierte, zur respektierten Studio- und Live-Musikerin, die mittlerweile ihr eigenes Signatur-Instrument mit einem angemessen respekteinflößenden Hi-Tech-Namen vertreibt: Sandberg California VM5 Ida Nielsen SA BLK. Mit „More Sauce, Please!“ hat sie nun ihr sechstes Soloalbum als Sängerin und Bassistin veröffentlicht. Eine Mischung aus herrlich aufgekratztem amerikanischem Großensemble-Funk („Been Trying“), Bass-Soli für Expertenohren („Bounce Back“) und Neo-Soul („It’s Gone“). Dazu gibt es Kooperationen mit eher unbekannten Virtuosen wie dem kongolesischen DJ Amazulu Nanga und dem finnischen Beat Boxer Felix Zangerin, die in Nielsens Liedern, die sie überwiegend allein arrangiert und produziert, Kontrapunkte setzen dürfen. „Sie haben ihre Freiheiten“, sagt Nielsen, „aber meine Band ist eine Bass-Band. Mein Instrument soll atmen dürfen.“

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Nielsen ist eine Lehrerin, da sie Bass-Tutorial-Videos produziert, aber sie ist auch eine Schülerin: „Nachdem ich Prince kennenlernte, ging es quasi zurück in die Schule. Ich durfte einiges von ihm lernen.“ Sie selbst lenkt das Gespräch auf den Mentor, weiß, was sie dem 2016 verstorbenen Genie verdankt. Prince holte sie in seine Band New Power Generation, und, noch bedeutender: Sie wurde Mitglied seiner Band 3rdEyeGirl, mit der er 2014 das Album „Plectrumelectrum“ veröffentlichte.

In Prince‘ Leben gab es etliche ihn begleitende Formationen, aber 3rdEyeGirl vereint zwei hervorstechende Merkmale. Sie war die letzte Gruppe, die er gründete – und, mit ihm als vierten Musiker, die kleinste. Für den militärischen Drill seiner Leute war der Meister bekannt, und je kleiner die Band, desto wichtiger ist es, dass jeder Ton sitzt; gerade, wenn aus vier Instrumenten nur drei werden, Prince seine Gitarre ablegte und zu tanzen begann. „Aber Angst vor Prince? Nein, hatte ich nie. Er schätzte meine Fähigkeiten und mochte mich als Mensch.“ Seine goldene Regel für ein Miteinander: „Learn your part and play it – don’t play around!“. Wachsam musste Nielsen dennoch sein, denn für ihn selbst galt durchaus: play around! Wenn Prince fertig war mit seiner Showeinlage, kam es vor, dass er sich Nielsens Bass umschnallen und damit loslegen wollte, oder er sich seinen eigenen Bass umschnallte und zu einem „Bass-Duell“ ansetzte. Er brauchte den Wettbewerb. Nielsen klingt wehmütig, wenn sie davon berichtet. Von Momenten, die es nie wieder geben wird.

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And die alte Zeit erinnert ihr Sandberg-Bassmodell in den 3rdEyeGirl-Farben Schwarz und Gold, an eine noch frühere Zeit, der goldenen Funk-Ära der Siebziger, erinnert ihr „Musician’s Musician“-Anspruch: Wenn man sehr gut ist in dem, was man macht, macht man am besten so vieles wie möglich selbst, auch, wenn man dabei Trends außen vorlässt. „Natürlich könnte ich ein hippes Produzententeam fragen, welche Funk-Spielarten gerade angesagt sind“, sagt Nielsen. „Möchte ich jedoch nicht. Vielleicht hatte ich auch deshalb noch keinen richtigen Chart-Hit. Aber ich kann die Musik machen, die mir liegt, mit den Menschen, die ich mag, und ich spiele auf Bühnen in der ganzen Welt.“

Was aber macht Slappen, ob von Mark King, Larry Graham oder von Ida Nielsen selbst, so unwiderstehlich? Ihre Antwort ist eher intuitiv als verkopft, denn weil sie spielen kann, muss sie darüber selten reden: „Slappen hat einen coolen Klang. Und man schlägt, ohne jemandem weh zu tun. Mit Funk ist es so: Entweder erzählt Funk dir, wer Du bist, oder was Du vom Leben abgreifen kannst. So sieht‘s aus. Deshalb ist Funk das beste Genre von allen.“

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