Im Studio war die Stimmung gut, und theoretisch mögen sich MORCHEEBA. Aber so einfach ist das nicht

Gemütlich haben sie es sich gemacht, die drei von Morcheeba. Sitzen in einem Londoner Hotel, essen Tapas und rauchen Joints. Sie bestellen Bier und vorsichtshalber auch ein paar Flaschen Wein, falls man nachher noch durstiger wird. „Es ist ja das Geld von unserer Plattenfirma“, lächelt Paul Godfrey. Mit „Charango“ hat er der immerhin gerade ein neues Album geliefert.

Bevor das Trio ins Londoner Studio geht, hört es sich immer eine Reihe von Alben an, die der Inspiration dienen könnten. Diesmal waren das brasilianische Sounds, 70er-Jahre-Musik aus Osteuropa und Frankreich, US-Underground-HipHop und mehr – „alles, was Soul hat und eine interessante Produktion“, sagt Pauls Bruder Ross, der froh ist, dass die Aufnahmen beendet sind. „Wir steigern uns immer so rein, dass wir am Ende völlig erschöpft sind.“

Immerhin haben sich die beiden und ihre Sängerin Skye Edwards inzwischen besser im Griff, was Alkohol und Drogen betrifft. Paul fasst sich an den Kopf: „Bei unseren beiden ersten Alben hatte wir dauernd einen Kater. Also musste die Musik langsam und leise sein, wegen der Kopfschmerzen. Heute ist die Stimmung fröhlicher. Wir nehmen tagsüber auf…“ – „…und am Wochenende fahre ich aufs Land, um meiner Familie das Leben schwer zu machen“, lacht Ross.

Über Geld müssen sich die drei keine Gedanken mehr machen, das beruhigt Deshalb wollen sich sich auch von Album zu Album verändern – obwohl gerade die Abkehr vom schwermütigen TripHop zum freundlicheren Soul-Pop viele Fans vergrätzt hat „Schade, dass manche Leute angepisst sind, weil wir ihnen nicht das geben, was sie hören wollen“, zuckt Paul die Schultern. Diesmal geben Morcheeba ihren Hörern immerhin zwei Songs, die sie mit Lambchop-Kopf Kurt Wagner geschrieben und aufgenommen haben – und sie lassen Slick Rick rappen. Die Arbeit mit solch unterschiedlichen Kollegen lenkt von den eigenen Problemen ab.

Skye, die selten etwas sagt und dafür umso mehr lächelt, bringt es auf den Punkt: „Sobald man ein paar Monate zusammen getourt hat, ist man nicht mehr befreundet, das ist dann vorbei.“ Trotzdem wollen Morcheeba es noch einmal wagen – und dann eine lange Pause machen. „Fünf Jahre oder so“, träumt Skye, die plötzlich ganz lebendig wird. Sich um die Kinder kümmern, nur nebenbei Musik mit anderen Menschen machen – das wäre was. „Es ist nicht so, dass wir uns nicht mögen“, beeilt sich Ross zu sagen. „Aber hin und wieder braucht man neue Leute – und sei es nur, um festzustellen, dass man mit den alten doch am liebsten zusammenarbeitet.“

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