I’m the only hip person

Das "slow comeback" von Dan Hicks hat noch etwas länger gedauert als erwartet - 25 Jahre etwa

Ein „slow comeback“ hatte er schon damals angekündigt, als er dem US-Rolling Stone noch eine Titelgeschichte wert war. Dass es über 25 Jahre später dann sooo langsam ausfallen sollte, hätte Hicks wohl selbst nicht gedacht. Erstes Lebenszeichen des Bay-Area-Swingers war 1994 der gerne unterschlagene Live-Mitschnitt „Shootin‘ Straight“ mit neuen Songs und den Acoustic Warriors – „meine Version der Hot Licks ohne die Frauen“, analysiert Hicks heute die Beschaffenheit dieser Begleitband.

Mit Frauen tourte er gerade durch einige US-Großstädte. Nicht mit denen zwar, die sein neues Album „Beatin‘ The Heat“ zieren. Doch Sängerinnen waren seit den späten 60er Jahren eine wichtige Hot Licks-Zutat – und das nicht nur optisch. „Ich hab nie Typen gefunden, die die Vocals so gut bringen wie die Frauen“, resümiert Hicks. „War aber auch ’ne Idee der neuen Plattenfirma. Die alten Fans fragten ja schon lange: Dan, wo sind deine Lickettes geblieben?“ Sie waren zwischenzeitlich ebenso verschwunden wie Hicks selbst. Private Music, die alte Firma, hatte nach dem Live-Album die Option für eine weitere Platte, doch nach dem Verkauf an Windham Hill flog auch Dan Hicks dort raus. Was der Mann aus Mill Valley gelassen nahm. Schrieb er halt weiter Kinderlieder für eine TV-Show, machte mal Werbung, nahm mal Schauspieler-Workshops. Anfang der 90er Jahre hatten sich gar einige Hicks-Songs in einen Gene Hackman-Film („Class Action“) verirrt. Trotz dieser Einnahmen versichert Hicks: „Ich hab jetzt aber keine Rennpferde laufen oder so was.“

Selbst das große Swing-Revival ging an ihm vorüber. „Ich verfolgte das zwar schon“, erklärt er. „Aber mein Stoff ist schon noch ein bisschen anders als dieser vollelektrische Jump-Blues für die Dance-Clubs.“ Brian Setzer war sich immerhin nicht zu schade, jetzt für Hicks in die Saiten zu greifen; dessen Manager ermöglichte ihm mit seinem Surfdog-Label das Comeback. Wie Setzer, den er „vor zehn Jahren mal traf“, kennt Hicks auch die anderen Stargäste auf „Beatin‘ The Heat“ mehr oder weniger flüchtig. Mit Bette Midler hatte er zuvor „öfter mal telefoniert, als sie einen Song von mir aufnehmen wollte“, Rickie Lee Jones kam mal in ein Konzert, Elvis Costello lernte er bei einem befreundeten Keyboarder in Mill Valley kennen.

Das neue Interesse an Dan Hicks weckt auch alte Geister. Ein komplettes Album, Ende der 60er Jahre bei Epic liegengeblieben, soll bald rauskommen; die Mountain Stage-Radioshow will einen Hicks-Mitschnitt veröffentlichen. Und sein Bonmot „I’m the only hip person there is“ scheint sich zu erfüllen, wenn ihm nun sogar „Vanity Fair“ ein paar Zeilen einräumt. Ist Hicks beeindruckt? „Ich lasse mich nicht verrückt machen. Klar, fühlt sich schon gut an. Aber erst wenn das Interesse anhält, würde mich das umhauen. Und wenn eine große TV-Show kommt, flipp ich noch mal richtig aus.“ Schafft er es gar noch einmal aufs Cover der US-Kollegen? „Nein“, lacht Hicks, „die Zeiten sind wohl doch vorbei.“

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