In Schlafzimmern kann man auch hohe Klangqualität produzieren: Die Indie- Popper American Analog Set aus Texas verachten Overdubs

Richtige Texaner sehen anders aus: American Analog Set, das sind fünf blasse Studenten, die in den Plattenläden von Fort Worth vermutlich viel zu viel Geld ausgeben. Seit 1995 spielt das Quintett zusammen; wenig ambitioniert, doch mit Ethos und hingebungsvoller Leidenschaft, wie man sie nur bei Musik-Liebhabern findet. Andere Musiker hätten sich in acht Jahren möglicherweise bis an die Spitze der Charts emporgearbeitet, wären tief abgestürzt und bastelten nun vielleicht am dritten Comebackversuch.

Nicht so American Analog Set. Vier Alben voller leiser, abstrakt rockender Songs hat die Band in dezenter Kontinuität herausgebracht.

Das fünfte und beste Werk „Promise Of Love“ ist eben erschienen. Es ist die erste Veröffentlichung bei einer großen Plattenfirma, doch Andrew Kenney, der Sänger, Gitarrist und Kopf der Band, sieht sein Team noch immer als Teil einer kuscheligen „Graswurzel-Bewegung“: „Wir sind auf keinen Fall egal nach welchen Maßstäben – eine große Band. Immerhin haben wir echte Fans: Als wir im letzten Jahr in Hamburg unser erstes Konzert in Deutschland spielten, kamen so viele Leute, dass wir gleich zwei Mal hintereinander auftreten mussten“, sagt Kenney stolz. „Promise Of Love“ wurde in seiner alten Wohnung in Fort Worth aufgenommen: „Wie immer habe ich mein Schlafzimmer leergeräumt, dann haben wir Teppiche an die Wände gehängt und das alte Tonbandgerät eingeschaltet, dem wir unseren Namen verdanken.“ Der Sound spielt bei American Analog Set zwar eine große Rolle, doch genauso wichtig ist die Tatsache, dass alle Songs in möglichst kurzer Zeit aufgenommen werden: „Das Album klingt dann runder, ist spontaner und mehr aus einem Guss.“ Die acht Lieder der Platte haben ein klar definiertes Zentrum, trotzdem dehnen sie sich stilistisch bis in die unterschiedlichsten Richtungen hinein: Die Monotonie erinnert an Velvet Underground, die Orgel manchmal an Stereolab und die leise Behutsamkeit der Songs an Low. Die verträumte Melancholie von Belle 8i Sebastian spürt man manchmal in den Melodien. Verbunden werden diese unterschiedlichen Element durch das klare Bekenntnis zum Moment des Entstehens – bei American Analog Set gibt es keinerlei Nachbearbeitungen: „Wir sind eine einfache Band“, betont Andrew Kenney, „genauso soll unsere Musik auch klingen.“

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