James Walsh wusste immer, dass Starsailor groß werden würden – aber dass es so schnell ging, war doch eine schöne Überraschung. Als nächstes will er den großen Hit

Die Nacht war lang, der Alkohol zu viel, und die Züge, die dauernd am offenen Fenster vorbeifahren, sind definitiv zu laut Es ist kein leichter Tag für Starsailor. Zu allem Überfluss müssen sie auch noch Interviews geben, und die Sandwiches schmecken nicht Bassist James Stelfox beschließt angesichts dieser vielen Widrigkeiten, lieber nur wenig zu sagen. Die Last liegt also wieder mal bei Sänger James Walsh. Der ist auch nicht sonderlich eloquent, aber er bemüht sich. Leise spricht er, und seine Sätze klingen immer ein wenig fragend, aber gleichzeitig zeugen sie von erstaunlichem Selbstbewusstsein. Eine verwirrende Mischung.

Natürlich haben die Briten wenig Grund zur Bescheidenheit. Ihr Debüt, „Love Is Here“, katapultierte sie sensationell schnell in die Nähe von Travis und Coldplay, aber erst „Silence Is Easy“ beweist nun, dass Walsh es tatsächlich mit diesen Kollegen aufnehmen kann. Er ist der Erste, der zugibt, dass ein Fortschritt in Sachen Songwriting auch nötig war: „Unser Debüt war roh und unschuldig und ziemlich fehlerhaft, aber die Leute haben es ins Herz geschlossen, und das hat uns viel Selbstvertrauen gegeben und einen Anreiz, mehr aus uns rauszuholen. Außerdem hatten wir jetzt ja auch mehr Studio-Erfahrung und weitaus mehr Zeit praktisch ein ganzes Jahr, nicht nur ein paar Wochen. Wir kamen immer wieder zurück, um dies oder das zu verbessern.“ Da wirft Stel jetzt aber doch mal ein, dass gar nicht viele Korrekturen nötig waren: „Der Typ ist einfach ein Genie“, behauptet er in Richtung Walsh. Der freilich widerspricht: „Mir gehen die Lieder nicht leicht von der Hand. Manchmal bekomme ich einfach keinen Text hin, obwohl die Melodie gut ist. Aber man muss wohl auch durchschnittliche Songs schreiben, damit man irgendwann bei den großartigen ankommt. Kein Versuch ist umsonst – jeder führt dazu, dass man besser wird.“

Momentan träumt er davon, auch mal einen richtig großen Hit wie „Yellow“ oder „Creep“ zu schreiben. Walsh ist 22, doch anscheinend keiner, der Dinge gern auf die lange Bank schiebt. Neben den Tourneen zum Debüt, den Aufnahmen zum neuen Album und den üblichen Popstar-Verpflichtungen hat er deshalb gleich noch eine Familie gegründet Und so kommt die Antwort auf die Frage, was an seinem neuen Leben als erfolgreicher Musiker das Schönste sei, postwendend: „Ich habe ein Baby. Und eine Freundin. Ach so, karrieremäßig? Dieses neue Selbstvertrauen. Früher hatten wir so viele Zweifel, wussten nicht, ob wir gut genug waren. Jetzt halten wir uns für eine der besten Live-Bands, und das Album ist auch eins der besten, das die Leute dieses Jahr zu hören bekommen.“

Stel legt noch einen drauf: „Ich habe rausgefunden, dass Jennifer Lopez ein großer Fan von uns ist. Komisch, oder?“ Und dann ist da ja noch der berühmte Phil Spector, der zwei der neuen Songs produziert hat – nur zwei, weil Walsh das so wollte: „Phil geht’s immer ums Echo, aber wir wollten kein ganzes Album voller Echo. Doch als er anrief, war er so enthusiastisch, dass wir kaum nein sagen konnten.“ Die Erinnerung an ihn bringt die beiden noch heute zum Lachen. Ständig erzählte Spector von Springsteen und den Turners, von Harrison und Starr- „der Märchenonkel des Pop“, grinst Walsh. „Er war sehr charmant, exzentrisch natürlich auch. Trug jeden Tag eben Anzug mit PS-Emblem“ – „…nur für den Fall, dass einer vergisst, wer er ist“, ergänzt Stel.

Zwischendurch wunderte sich Walsh, wie es bloß soweit kam, dass er auf einmal in den Abbey Road Studios mit Spector saß. Aber andererseits wusste er es ja immer: „Selbst als ich noch ganz klein war, habe ich mir immer vorstellt, dass ich mal berühmt werde. Ich wollte nie was anderes als Songs schreiben, es gab keinen Plan B.“ Stel wirft „Selbstmord vielleicht?“ ein, aber Walsh redet unbeirrt weiten „Ich habe stets an mich geglaubt. Nicht, weil ich mehr Talent hätte ab andere, sondern weil ich es so sehr wollte und es nichts gab, was ich lieber getan hätte. Gar nichts. Das ist die beste Basis für Erfolg!“

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