Johnny Depp: Die Fliegende Wodkaflasche und das Rätsel seiner Fingerkuppe

Geschnitten oder gequetscht? Der vorgeladene Handchirurg hält Verletzung durch Wutausbruch von Heard für unwahrscheinlich. Anwältin Vasquez fährt Konter

Medizinische Detailansichten in der sechsten und letzten Verhandlungswoche im spektakulären Depp/Heard-Prozess. Die Geschworenen bekamen Fotos von Blut und Hautfetzen zu sehen, die Handchirurg Richard Moore mit seiner Fachexpertise versah.

Laut den Aussagen von Johnny Depp stammt die Verletzung, die schließlich zum Teilverlust seiner Fingerkuppe geführt hat, aus einem Kampf mit Amber Heard im März 2015. Laut Depp habe Heard im Laufe ihrer Auseinandersetzungen in Australien eine Wodkaflasche nach ihm geworfen.

Der orthopädische Spezialist sagte auf Nachfrage, dass die Splatter-Fotos nicht mit der Beschreibung der Kampfhandlungen und den Fotos der Handverletzung „übereinstimmen“ würden. Auf den Bildern ist laut Moore der unverletzte Fingernagel von Depp zu erkennen. Dieser wäre aber ebenfalls von der Flasche geschädigt worden, wenn das Geschoss den Finger von oben getroffen hätte, als der Schauspieler seine Hand auf einer Arbeitsplatte abstützte.

Moore bemerkte weiterhin, dass sich keinerlei Glasscherben in Depps verstümmeltem Finger fanden und auch sonst keine Schnitte rings um die verletzte Stelle dokumentiert wurden. Er gab an, dass die Fotobeweise im Widerspruch zu einem „Glasbruch“ der fliegenden Flasche stünden. In seiner langjährigen Praxis habe er noch nie derartige Verletzungen gesehen, die auf die von Depp beschriebene Weise verursacht worden sind:

„Diese Wunde scheint nicht wirklich von einem scharfen Glasriss zu stammen“, so Moore im O-Ton. Er gehe vielmehr von einer „Quetschverletzung“ aus.

Im Kreuzverhör durch Depps Anwaltsteam musste er allerdings einräumen, dass er nicht mit Sicherheit sagen könne, was mit dem Finger passiert sei. Im Gerichtssaal wurden mehrere Röntgenbilder von Depps Finger gezeigt, auf denen zerquetschte Knochen zu sehen waren.

Laut Aussagen von Heard habe sich Depp möglicherweise selbst verletzt, als er ein an der Wand installiertes Telefon „in Stücke schlug“.

Depps Anwältin Camille Vasquez bemühte daraufhin juristische Spezereien. Sie argumentierte, der Chirurg habe Depp nie behandelt oder seine Hand persönlich untersucht Er sei somit gar nicht in der Lage, endgültig auszuschließen, dass die fliegende Wodkaflasche seine Verletzung verursacht hat.

„Meine Aussage ist, dass ich ausschließen kann, dass die Verletzung durch den von Mr. Depp in seiner Aussage beschriebenen Mechanismus verursacht wurde“, antwortete Moore daraufhin ungehalten.

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