Kanye West: Keine Geier im Anflug – wo bleibt das Album?

Am letzten Freitag ist weder das angekündigte Albums „Vultures" erschienen, noch ließ sich „Ye“ auf einem großen Festival in Saudi-Arabien blicken

Man hatte es fast schon geahnt. Am Freitag (15. Dezember) stand das neue Album von Kanye West, alias Ye, auf der VÖ-Liste. Der Titel ist bekannt, die Scheibe soll(te) „Vultures“ heißen. Zu deutsch: Geier. Ob der 46j-Jhrige damit ein ornithologisches Feuerwerk zünden wollte, oder ob er eher seine zahlreichen Kritiker brandmarken wollte, lässt sich bislang nicht schlüssig beantworten. Aktuell ist eher „Geier Sturzflug“ angesagt.

Zur Metaphorik des Aas-fressenden Großvogel passt, dass Ye nicht wie annonciert auf dem „Soundstorm“-Festival in der Wüstenzone des Saudi-Arabischen Riad aufgetaucht ist, wo er zuletzt neben Metallica, der Swedish House Mafia oder den Black Eyed Peas auf dem Programm-Tableau gestanden hat. Dass er sich diesen sehr wahrscheinlich fürstlich entlohnten Auftritt durch die Lappen gehen ließ, passt zu seinem immer irrationalen werdenden Verhalten der letzten Jahre.

Über seine digitalen Kanäle hatte sich Kanye West wiederholt antisemitisch geäußert. Das HipHop-Label Def Jam als Genre-spezialisierte Unterabteilung des Weltmarktführers Universal Music hatte ihn nach diesen und ähnlichen Querelen „gedroppt“.

Danach das Desaster mit dem Herzogenauracher Sportmulti Adidas, der mit Ye eine Sonderlinie ins Leben gerufen hatte. Der Vertrag wurde fristlos gekündigt, der verbleibende Warenbestand in Sonderverkäufen abgegeben. Auch Partnerfirmen wie das Klamottenkaufhaus Gap, die US-Bank JPMorgan Chase, die Turnschuhkette Foot Locker und andere Sponsor- und Werbepartner sagten „Tschö mit Ö“ auf breiter Front.

Kanye brummelte vor sich und haute seltsame Provo-Äußerungen raus. Er schwamm im Umfeld von rechtslastigen Publizisten wie Tucker Carlson oder dem amerikanischen Verschwörungs-Guru Alex Jones. In deren Sendungen plapperte der mit einer bipolaren Störung in Verbindung gebrachte Star-Rapper merkwürdiges Zeug. Er sagte etwa: „I do love Jewish people, but I also love Nazis”. Oder auch: wie „I do love Hitler“.

In den letzten Monaten war er für seine Verhältnisse zurückhaltend. Die Studioarbeit an seinem zwölften Album erschien als plausibler Grund. Im bereits veröffentlichten Titelsong von „Vultures“ dreht der Ex-Gatte von Kim Kardashian weiterhin frei.

In einer Textzeile heißt es etwa, er könne mitnichten ein Antisemit sein. Schließlich habe er auch mal Sex mit jüdischen Frauen.

In der begleitenden Kampagne zu „Vultures“ tritt Ye im Feinripp-Unterhemd an, auf dem das in der Popkultur gerne mal verwendete Sportswear-Logo der Deutschen Bundeswehr als zweiköpfiges Adlerwesen auftaucht. Seine Musik, der eher erschlafft dahin eiert, ist für Krawallschraube West ohnehin nur noch zweit- oder gar drittrangig.

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