Keb‘ Mo‘

„Der is’ja sooo süß“, zwitschert es von schräg links hinten, als der schlanke Hüne mit Hut gemächlich auf die Bühne schlakselt. Hier erregt sich kein Teenager mit „Fuck me“-Plakat und wurfbereitem Slip, sondern die doch schon etwas gesetztere Frau. Aber der „Backstreet Boy“ da oben ist ja auch nicht mehr so jung: Keb‘ Mo‘ alias Kevin Moore darf mit 45 Lenzen den späten Erfolg genießen. Im Gefolge seines Chart-Albums „Just Like You “ frißt ihm die euphorisierte Gemeinde im proppevollen Kiez-Club aus der Hand.

Was nicht verwundert. Souverän zeigt Moore den puristischen Museumswächtern die kalte Schulter. So beiläufig wie seine Gitarren wechselt er die Idiome – hier ein kleiner Schlenker in Off-Beat-Gefilde, da eine Prise Folk-Pop. Aber Blues bleibt immer die Grundlage seines Repertoires, das nicht zuletzt gerade vom Sinn für scharfe Kontraste lebt. Kein Zufall sicherlich, daß er dem versöhnlichen Hit „Just Like You“ die harsche Chicago-Attacke „Dangerous Mood“ folgen läßt, die er mit Wucht und Witz zelebriert.

Was macht’s, wenn sich der Drummer steif durch einen Cajun-Two-Step stolpert und der Keyboarderin mehr Auslauf gewährt wird, als ihr Mittelmaß nahelegt Im akustischen Solo-Mittelteil kann sich Keb‘ Mo‘ ohnehin ganz auf die Entertainer-Qualitäten verlassen, die er sich einst bei seinem ehemaligen Arbeitgeber „Papa“ John Creach abschauen konnte. Songs wie „Perpetual Blues Machine“ sind dann zu Recht gefeierte Selbstgänger. Als Moore mit „Moore Than One Way Home“ auf die Zielgerade einbiegt, steht längst fest: Der Mann hat seinen Weg zum Blues gefunden. Wer wollte da über Motive spekulieren? Schließlich steht nirgendwo geschrieben, daß Blues-Stars nicht sexy sein dürfen. Robert Johnson soll ja auch kein Klosterschüler gewesen sein.

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