Kein Platz für Illusionen

Ein nüchterner Blick hinter die Kulissen des Pornogeschäfts

Das Interesse des Münchner Filmemacher Jens Hoffmann für sein Sujet wurde geweckt, als er einen Schneideplatz an einen Porno-Produzenten vermietete – und der sich, entgegen der üblichen Vorurteile, als smarter Theologe erwies, den es irgendwie ins Sex-Geschäft verschlagen hatte. Neugierig geworden, begab sich Hoffmann ins San Fernando Valley, das internationale Zentrum der Porno-Industrie. Dort recherchierte der Regisseur fünf Jahre lang die Bedingungen, unter denen Sex am Fließband produziert wird. Seine Eindrücke verdichtete er schließlich zu der mehrfach preisgekrönten Dokumentation „9 To 5 Days In Porn“, die am 2. Juli in deutschen Kinos anläuft.

Der Film porträtiert unter anderem eine unterbelichtete Sächsin, einen Punk-Veteran, eine Extrem-Hardcore-Actrice – und Sasha Grey. Die Charaktere werden in episodenhafter Tarantino-Ästhetik vorgestellt – ein Stil-Element, das jedoch nicht zu ihrer Glorifizierung beiträgt. Das große Verdienst Hoffmanns ist nämlich, dass er ganz auf die selbstentlarvende Kraft der Interviews setzt.

Denn natürlich bestätigen sich eben doch die meisten Porno-Klischees. Etwa das von der Landpomeranze, die ganz groß rauskommen will – und ernsthaft glaubt, der Weg nach Hollywood führe über zünftige Massenvergewaltigungsszenen. Bizarr.

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