Keith Moon: Die 10 wildesten Ausraster

Keith Moons legendäre Streiche: Von explodierenden Drums über falsche Pfarrer bis zur wilden Wasserbettflut – Chaos mit Stil.

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Keith Moon von The Who war nicht nur – wie er selbst gern prahlte – „der weltbeste Keith-Moon-artige Schlagzeuger“, sondern auch der größte Spaßvogel der Rockgeschichte. Der Mann, den man „Moon the Loon“ nannte, starb am 7. September 1978 im Alter von 32 Jahren an einer Überdosis Heminevrin.

Er spielte Streiche mit derselben manischen Intensität, theatralischen Geste und völligen Missachtung möglicher Kollateralschäden, mit der er auch die Drums bearbeitete.

Sein Ruf, Hotelzimmer in Schutt und Asche zu legen, war zweifellos verdient. Doch Moons Lieblingsstreiche waren oft raffinierte Inszenierungen voller Planung, Voraussicht und Kreativität. Hier sind zehn unvergessliche Keith-Moon-Streiche, die weit über das übliche „Fernseher im Pool“-Niveau des Rock’n’Roll-Chaos hinausgingen.

Der explodierende Schlagzeuger

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Die frühen Live-Shows von The Who endeten gewöhnlich damit, dass Pete Townshend seine Gitarren zerschmetterte, Moon sein Schlagzeug umwarf und Rauchbomben die Bühne einhüllten. Doch als die Band am 17. September 1967 in der „Smothers Brothers Comedy Hour“ ihr US-TV-Debüt gab, trieb Moon es noch weiter.

Während „My Generation“ größtenteils Playback war, war das Finale alles andere als gestellt. Moon hatte seine Drums mit viel mehr Blitzpulver gefüllt als je zuvor. Die Explosion schleuderte fast die gesamte Band von der Bühne, blendete die Kameras und brachte Schauspielerin Bette Davis, die im Publikum saß, in Ohnmacht.

Die Gong-Show

Auf der UK-Tour Ende 1967 machte Moon sich einen Spaß daraus, die Vorband The Herd zu terrorisieren. Während Gitarrist Peter Frampton irgendwie verschont blieb, fand Keyboarder Andy Bown sein Instrument mit Knallkörpern präpariert, die Moon von backstage zündete. Zusammen mit Bassist John Entwistle befestigte er zudem ein Seilzugsystem an der Gong des Drummers Andrew Steele, sodass sich das Instrument jedes Mal verschob, wenn dieser es schlagen wollte.

Eine öffentliche Durchsage von Keith Moon

The Who 1967
The Who 1967

Einer seiner liebsten wiederkehrenden Streiche bestand darin, kleine britische Dörfer mit gefälschten Durchsagen aus dem Auto zu erschrecken. Manchmal nutzte er dafür ein Polizeimegafon. Meist aber hatte er seine Autos mit versteckten Lautsprechern ausgerüstet.

So konnte er die Fenster geschlossen halten, während er Warnungen vor erfundenen Gefahren wie herannahenden Flutwellen oder giftigen Schlangenschwärmen ausrief. Oder verkündete, die Regierung werde demnächst alle Einwanderer in genau diese Gegend umsiedeln.

Der Hosentest

Im Herbst 1969 verbündete sich Moon mit „Legs“ Larry Smith von der Bonzo Dog Doo Dah Band, um das Traditionshaus Marks & Spencer an der Nase herumzuführen. Smith betrat die Hosenabteilung und bat um besonders robuste Arbeitshosen. Nachdem er sie begutachtet hatte, meinte er, sie seien wohl zu schwach.

Daraufhin kam Moon herein und bot fröhlich an, beim Test zu helfen. Gemeinsam rissen sie die Hose entzwei. Sehr zum Entsetzen des Personals, das sofort den Ladendetektiv rief. Bevor sie abgeführt werden konnten, erschien ihr Chauffeur und fragte: „Sind das einbeinige Hosen? Genau so etwas suche ich!“ Er bezahlte. Und die Lage beruhigte sich. „Wir ließen uns jede Hosenbeinhälfte einzeln einpacken“, erzählte Smith später.

Der entführte Pfarrer

Keith Moon wurde nur 32 Jahre alt.

Da Moon keine Pause kannte, suchte er auch abseits der Bühne nach Publikum. Besonders liebte er es, sich zu verkleiden – bevorzugt als kahlköpfiger Pfarrer, der ältere Damen mit plötzlichen Schimpftiraden erschreckte. Eines Tages schlenderten zwei als Gangster verkleidete Freunde (vermutlich Mitglieder der Bonzo Dog Doo Dah Band) auf der Oxford Street auf ihn zu und zerrten ihn unter lautem Geschrei in einen Rolls-Royce. Die Entführung war natürlich gestellt – doch sie wirkte so echt, dass die Polizei den Wagen umgehend stoppte.

Die dunkle Seite des Moon

Moons Humor überschritt oft Grenzen. 1970 trieb er es besonders geschmacklos, als er und Bonzo-Frontmann Viv Stanshall für ein Fotoshooting Nazi-Uniformen trugen – und danach noch tagelang so durch London zogen. Sie wurden aus deutschen Bierkellern geworfen, doch das negative Echo gefiel ihnen so sehr, dass sie sich sogar einen offenen Mercedes mieteten und in voller Montur durchs jüdische Viertel Golders Green fuhren.

Die wilde Wasserbettfahrt

Moon zerstörte so viele Hotelzimmer, dass die Vorfälle leicht ineinander verschwimmen. Doch einer sticht heraus: Am 25. August 1972, im Kopenhagener Luxushotel, wollte Moon mit Pete Townshend das Wasserbett aus seinem Zimmer in den Aufzug befördern – um es in die Lobby zu schicken. Das Bett platzte jedoch vorher, und Wellen überschwemmten den Flur. Anstatt den Schaden zuzugeben, rief Moon den Manager an, behauptete, seine Bühnenkleidung sei zerstört, und forderte Entschädigung. Der Manager entschuldigte sich – und quartierte ihn in die Präsidentensuite um, die die Band noch in derselben Nacht verwüstete.

Wer den „Ox“ reizt, bekommt die Hörner

Bei der Pariser Station der 1972er Tour wohnte die Band im Hotel George V. Moon platzte betrunken in John Entwistles Zimmer, naschte von dessen Steak, goss den Wein auf den Teppich und urinierte an die Wand, bevor er einschlief.

Entwistle verlor die Fassung, zerstörte jedes Möbelstück in Moons Zimmer und legte den schlafenden Drummer mitten in die Trümmer. Am nächsten Morgen wachte Moon auf, sah das Chaos und war überzeugt, selbst der Täter zu sein.

Willkommen im Club

Keith Moon

Während der Dreharbeiten zu „Tommy“ freundete sich Moon mit Schauspieler Oliver Reed an. Bei einer Filmpremiere 1975 traf Reed plötzlich eine Zitronencremetorte mitten ins Gesicht. Ein Unbekannter überreichte ihm daraufhin eine Karte: „Pie in the Face International. Sie wurden von Keith Moon ausgewählt, Mitglied zu werden.“ Im Umschlag lag ein Zertifikat, das die Mitgliedschaft offiziell bestätigte.

Essen und Rennen

Nicht alle seine Streiche waren zerstörerisch. Bei den Dreharbeiten zu „Stardust“ (1974) bestand Moon darauf, jede Rechnung zu übernehmen. Als der junge Schauspieler Karl Howman endlich mal zahlen wollte, stellte er fest, dass die Summe ein Monatsgehalt überstieg. Moon flüsterte: „Lass uns abhauen!“ – und sie rannten mit der ganzen Gruppe zum wartenden Wagen. Am nächsten Tag gestand Moon, er habe längst bezahlt – das Ganze sei nur der Abschluss einer gelungenen Nacht gewesen.

RB Redferns
Chris Morphet Redferns
Gijsbert Hanekroot Redferns