Kelly Joe Phelps – Sky Like A Broken Clock

Magisch: der Neuerer des Country- Blues mit neuem Wunderwerk

Kelly Joe Phelps ist ein Magier. Er muss es sein. Wohl jeder, der sein Meisterwerk „Shine Eyed Mister Zen“ gehört hat, wird zustimmen. Phelps gab den Country-Blues, wie es ihn so noch nicht gegeben hatte. Sanft, heiser, eindringlich sang er allein zur Akustischen wie ein intellektualisierter Verschnitt von Tony Joe White und Chris Whidey. Robert Johnson stand Pate, und Phelps erfüllte die sinistre Schönheit seiner Musik mit Coltranes Spiritualität und Miles Davis‚ untrüglichem Gespür für Tonalität und Tonfall. Altbacken oder schematisch klingt der ehemalige Rock- und Jazz-Gitarrist dennoch nie, denn sein Respekt vor diesen Altmeistern hat immer mehr mit Verstehen als mit dem Kniefall zu tun.

Diesmal, auf „Sky Like A Broken Clock“ (seine Texte sind übrigens voll von derlei wunderbaren Metaphern) setzt Phelps seine schwermütige, vollendet fallende Musik in der kongenialen Begleitung von Tom-Waits-Bassist Larry Taylor und Morphine-Drummer Billy Conway um. Das passt, wackelt und hat nicht zuletzt deshalb Luft, weil hier alle Musiker zur gleichen Zeit im gleichen Raum spielten. No overdubs. Einfühlsam nehmen die Musiker Kelly in die Mitte, gruppieren sich immer wieder neu um seine Lieder und sein Instrument, das er flach vor sich auf dem Schoß spielt. Lowell George und Leo Kottke stecken irgendwo in seiner wegen ihrer strukturellen Dichte letztlich kaum mehr nachvollziehbaren Stil-Hybride, und schließlich ist doch wieder der große Robert Johnson der Nächstliegende.

Allein die Leichtigkeit des Ergebnisses dürfte jeden spieltechnisch verblendeten Gitarrenbesitzer in die Verzweiflung treiben. Wir anderen geben uns genussvoll Kelly Joe Phelps‘ emotional komplexen, oft auch desperaten, aber stets dem Leben zugewandten und bewegenden Liedern hin.

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