Kick Out The Jams – MC 5

Zu einer Zeit, in der progressive Rockmusiker auf ihren Konzeptalben gerne barocken Schönklang veröffentlichten und generell um die Gunst des Feuilletons buhlten, wirkten MC aus der düsteren Industriestadt Ann Arbor, Michigan, wie die reinsten Höhlenmenschen. Ihre dickste Keule war gewiss der Titelsong ihres Debütalbums „Kick Out The Jams, Motherfuckers“, der auf panisches Drängen der Plattenfirma auch mit einem alternativen Text erscheinen musste: Die „motherfuckers“ wurden dabei zu „brothers and sisters“. Das M-Wort war nämlich der Grund, warum manche Plattenhändler die LP nicht verkauften – und warum jene, die es doch taten, mitunter sogar von der Polizei festgenommen wurden. Der Song selber, live aufgenommen im Oktober 1968, ist ein Paradebeispiel für die ungezügelte Lust an der Primitivität: zwei Akkorde, eine brachiale, extrem rudimentäre Rhythmusgruppe, ein plakativer Text, der Freiheit, Sex und Rock’n’Roll propagiert. Punk, bevor es Punk überhaupt gab: radikal, hochenergetisch und so mitreißend wie ein entgleisenderSchnellzug. In der unmittelbaren Nachbarschaft lärmten zur gleichen Zeit auch Iggy Pop und die Stooges. Offenbar war da irgendetwas in Ann Arbors Trinkwasser…

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