KID ROCK – Interview

Man lasse ihn eine Stunde lang über "„Cocky", sein neues Album, räsonnieren - und er wird fast 60 Minuten von jenen Tracks schwärmen, die nicht auf dem finalen Produkt gelandet sind. Wie z.B. dem Nachruf auf seinen verstorbenen MC Joe C. - oder „"American Beauty", das er mit Lynyrd Skynyrd-Bassist Leon Wilkeson kurz vor dessen Tod aufnahm. „"Ich hatte 31 Songs beisammen, Mann!", sagt der Mann, der mit bürgerlichem Namen Bob Ritchie heißt und seit geraumer Zeit Bett und Schlagzeilen mit Pamela Anderson teilt. 14 Songs schafften es schließlich auf "„Cocky", gleichmäßig verteilt auf seinen großspurigen Pimp-Metal-Rap und die eher nachdenklichen Country-Exkursionen. (In "Picture" tritt er gar mit Sheryl Crow zum Duett an!) "„Rap und Country gehören für mich zusammen. Als ich anfing, hieß es: 'Was denn nun? Rap oder Country? Beides zusammen können wir nicht vermarkten.' Worauf ich sagte: 'Keine Panik, es wird schon gehen.'"

Hast du das Album „“Cocky“ getauft, nur damit das Wort „“cock“ einmal an der Spitze der Charts auftaucht?

(Lacht) Zugegeben, es klingt schon etwas nach Beavis & Butthead. Mehr aber noch hat mich Muhammad Ali inspiriert. Was für ’nen Spaß muss der Typ gehabt haben?! „Joe Frazier kann mich nicht treffen, weil ich zu schön bin.“ Natürlich nahm er den Mund reichlich voll, aber er hatte auch allen Grund dazu. Außerdem: Cocky war ich doch eher auf dem letzten Album, als ich tönte: „I’m going Platinum.“ Tatsächlich waren’s allein in den USA zehn Platin-Platten. Rückblickend war ich also geradezu bescheiden!“

„“Drunk In The Morning“ handelt von Depressionen, offensichtlich deinen Depressionen. Wie passt das mit dem Image des dröhnenden Überfliegers zusammen?

Ich schrieb den Song am Heiligen Abend. Mein Sohn war bei seiner Mutter, ich war allein. Normalerweise bin ich ja ein positiver Mensch, aber in dem Moment überkam es mich einfach. Ich habe in kurzer Zeit so viel erreicht und stellte mir die Frage, ob es von nun an…

…nur abwärts gehen kann?

Exakt. Darüber denke ich jeden Tag nach. Und ich hätte keinerlei Probleme, meinen Platz für jüngere Musiker zu räumen. Ich möchte nur sicher sein, dass meine Band und die Leute im Umfeld finanziell ausgesorgt haben. Das ist mein Ziel. Ich verspreche hoch und heilig, dass ich in 20 Jahren nicht wieder aufkreuzen werde, um eine Reunion-Tour zu machen. Es wird mich nur so lange geben, wie die Leute mich sehen wollen.

Sprechen wir über „“WCSR“ (World Class Sex Rhyme), den Bonustrack auf dem neuen Album. Der Song handelt von Bill Clinton und einer Stewardess und ist mehr als nur anzüglich. Du bist Clinton einmal begegnet. Was wirst du ihm beim nächsten Mal sagen?

Jeder, der das wortwörtlich nimmt, hat eine Macke. (lacht) Ich habe Clinton nicht gewählt, aber ich respektiere jeden, der dieses Amt und diese Verantwortung auf sich nimmt. Ich respektiere aber auch den ganz normalen Arbeiter, der sich tagtäglich ans Fließband stellt. Nur: Wenn ich mich über Letzteren lustig machen kann, kann ich auch über Clinton einen Witz reißen. Das ist eine der Freiheiten, die ich als Amerikaner schätze.

Beim „“Concert for New York City“ sah man dich neben The Who, Mick Jagger, McCartney. Was war das für ein Gefühl, plötzlich zusammen mit einem John Mellencamp zu singen?

Ich hatte ein paar Bier zuviel. Als ich später die Aufzeichnung sah, wollte ich nicht glauben, wie oft ich den Ton nicht traf. Passiert nun mal, wenn es keine Proben gibt. Live nennt man das.

Aber nein, es ist schon faszinierend, diese Leute treffen zu können. Nach dem Auftritt saß ich mit Buddy Guy zusammen. Wir kippten ein paar Hennessys und wurden richtig tiefgründig. Er meinte: „Ich mag dich, Mann. Du bist eigentlich ein Bluesmusiker und weißt es nicht einmal.“ Bei den MTV Awards kam ich mit Mick Jagger ins Gespräch. Wir hatten ein paar Drinks (lacht), also sage ich zu ihm: „Was zum Teufel machst du hier? Du brauchst diese Scheiße doch nicht. Du spielst bei den Stones!“ Ich grüner Junge gebe ihm Ratschläge! Ich hatte den Eindruck, als wollte er mir an Ort und Stelle das Maul stopfen. Aber ich glaube, diese Leute wissen genau, dass ich Höllen-Respekt vor ihnen habe.

Vielleicht bist du ja einfach zwei Jahrzehnte zu spät geboren. Im Grunde deines Herzens bist du doch eher der Rockstar aus den 70er Jahren.

Vielleicht bin ich doch zur richtigen Zeit geboren, vielleicht brauchen die Leute ja jemanden wie mich (lacht): „Wir heben dich für dieses Jahrzehnt auf, weil du vielleicht noch zu irgendetwas gut bist.“ Wie dem auch sein: Ich hoffe, dass ich einen vernünftigen Job mache und niemanden hängenlasse.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates