Könnten Trump und Robert F. Kennedy Jr. den Covid-Impfstoff verbieten?

Rolling Stone spricht mit Expertinnen und Experten darüber, was aktuelle Einschränkungen für den Covid-Impfstoff und ein mögliches Verbot für die öffentliche Gesundheit bedeuten würden, ob man sich jetzt schnell noch impfen lassen sollte – und mehr.

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Während der Zugang zu Covid-19-Impfstoffen in den vergangenen Monaten zunehmend eingeschränkt wurde, wächst die Sorge, ob die Trump-Regierung einen Schritt weitergehen und die Impfstoffe komplett verbieten könnte.

Könnte die Trump-Regierung Covid-Impfstoffe verbieten?

Diese Befürchtungen wurden durch einen Artikel vom 25. August im „Daily Beast“ angeheizt. Darin erklärte der britische Kardiologe Dr. Aseem Malhotra – Chefberater der Organisation Make America Healthy Again Action und Verbündeter von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. –, dass die Regierung die Covid-Impfstoffe „innerhalb weniger Monate“ vom US-Markt nehmen werde. Auch wenn der Artikel größtenteils als haltloses Gerücht abgetan wurde, verstärkte er die Vorstellung, dass die Impfungen bald nicht mehr verfügbar sein könnten. Und das jüngste Chaos beim CDC – von Kennedys Versuch, die Direktorin zu feuern, über eine Welle von Rücktritten bis hin zu Vandalismus gegen RFK Jr. – stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Fähigkeit der Behörde, Impfstoffe zu regulieren.

Ein Verbot würde viele sich als abrupten Schritt von Kennedy oder FDA-Chef Marty Makary vorstellen. Doch Einschränkungen können auch schrittweise erfolgen – und dieser Prozess hat bereits begonnen.

Im Mai empfahl die FDA, dass Covid-19-Impfungen und jährliche Auffrischungen nur noch für Menschen ab 65 Jahren und für bestimmte Risikogruppen wie Asthmatiker, Diabetiker oder Übergewichtige verfügbar sein sollten. Wenig später kündigte Kennedy an, dass der Covid-Impfstoff aus dem empfohlenen Impfplan für gesunde Kinder und Schwangere gestrichen wird.

Anfang August strich er zudem 500 Millionen Dollar an Fördermitteln für die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen – ein klares Signal, dass die Regierung die Technologie aufgegeben hat, die Donald Trump einst als „monumentale nationale Errungenschaft“ bezeichnete.

Mögliche Maßnahmen der FDA

Wenn das ACIP des CDC im Oktober zusammentritt, könnten die neu ernannten impfkritischen Mitglieder zusätzliche Einschränkungen beschließen. „Sie testen das System auf Schwachstellen“, sagt Paul Offit, Leiter des Vaccine Education Center in Philadelphia.

Laut der Juristin Ana Santos Rutschman (Villanova University) könnte die FDA die Zulassung erschweren, etwa durch strengere Vorgaben, wer die Impfungen verabreichen darf, oder durch Beschränkungen auf bestimmte Orte. Auch könnte sie sich auf angebliche Sicherheitsrisiken berufen.

„Ein Verbot bedeutet in diesem Kontext, die Marktzulassung zurückzuziehen“, erklärt Rutschman. Zwar sei das selten, aber nicht ausgeschlossen – jüngst wurde eine Chikungunya-Impfung aus Sicherheitsgründen gestoppt.

Zwar hätten Hersteller ein Recht auf Anhörung und könnten klagen, doch Kennedy könnte zusätzlich selbst eine Aussetzung verfügen, wenn er eine „unmittelbare Gefahr für die öffentliche Gesundheit“ behauptet. Allerdings hätte dies kaum Chancen vor Gericht.

Bisher hat die Trump-Regierung kein offizielles Impfstoffverbot angekündigt. Das Weiße Haus lehnte eine Stellungnahme ab.

Folgen für die öffentliche Gesundheit

Ein Verbot oder drastische Einschränkungen wären ein massiver Rückschlag, sagt Virologe James Alwine vom Netzwerk Defend Public Health. Die Immunität der Bevölkerung würde schwinden, das Virus sich millionenfach vermehren, neue Varianten entstehen – womöglich gefährlicher, mit mehr Long-Covid-Fällen.

Zudem würde die Forschung massiv behindert. Besonders gefährdet wären Ältere, Kranke, Migranten und Arme. „Kennedy bringt uns zurück in eine Zeit, in der Infektionskrankheiten wieder aufleben“, so Alwine.

Soll man sich jetzt impfen lassen?

Ob man sich beeilen müsse, verneint Offit: „Holen Sie sich die Impfung, wenn Sie sie normalerweise bekommen würden.“

Die aktualisierten Impfstoffe von Pfizer, Moderna und Novavax für 2025/26 sind FDA-zugelassen und ab Ende August im Vertrieb. Doch der Zugang könnte regional oder für Unversicherte eingeschränkt sein.

Letztlich sieht Offit ein mögliches Verbot realistisch: „Kennedy hat die Covid-Impfung als ‚tödlichsten Impfstoff aller Zeiten‘ bezeichnet. Er ist ein Fanatiker – also anschnallen.“