Manila

In „Warheads“ sprachen Söldner unkommentiert für sich selbst. In „Der Totmacher“ sprach Hamann, obwohl von Götz George dargestellt, präzise durch die Gerichtsprotokolle. In „Manila“ nun spricht ein bemerkenswertes Schauspielensemble für deutsche Pauschalreisende und Sextouristen. Karmakar hat sich so von der Dokumentation dem Drama angenähert, ohne sich vom kühlen, kühnen Blick für die Realität entfernt zu haben. Mehrere Passagiere sitzen am Flughafen von Manila fest. Da ist das biedere Ehepaar Regine und Knut aus einem Ort „bei Weimar – oder Buchenwald“, das Deutsch und Geschichte unterrichtet Puff-Besitzer Walter (Michael Degen), begleitet von zwei philippinischen Mädchen, muss einen an Aids verstorbenen Kumpel beerdigen. Der schwäbelnde Schwätzer Franz (Martin Semmelrogge) baggert eine dicke Kloputze an, die prolligen Brüder Rudi (Jürgen Vogel) und Herbert labern bumsfidel die zugeknöpfte Britin Elizabeth (Elizabeth McGovern) voll. Das nervige Warten bei alkoholischen Freigetränken kulminiert in sensiblen oder eruptiven Taten bemideidenwerter Seelen. Etwa wie Rudi mit starrem Blick erschütternd sein Erlebnis mit einer Hure in einer schmutzigen Hütte schildert – und Elizabeth ihm dann an die Hose geht Eine Sexszene, bei der nichts zu sehen, aber viel rauszuhören ist. Alles dreht sich ums Ficken, ab wär’s eine Dokumentation über eine RTL2-Reportage. Am Ende animieren Knut und Walter alle, den „Gefangenenchor von Manila“ zu singen. Grandios.

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