Meister des Universums

Die ganzen Geschichten eilten Clarence Clemons voraus. Er war jener gewaltige Schatten, der sich eines Abends in den Club in Asbury Park schob, die Tür knallte von einem Windstoß hinter ihm zu. Er war der mysteriöse Riese im weißen Anzug, den Steve Van Zandt und Bruce Springsteen fürchteten, als er ihnen auf nebliger Straße entgegenkam. Er war der Nikolaus auf der Bühne, wenn die E Street Band „Santa Claus Is Coming To Town“ spielte. Und vor allem war er der „Big Man“, spätestens seit „Tenth Avenue Freeze-out“: „When the change was made uptown and the big man joined the band …“ Clemons spielte die berühmten Passagen in „Thunder Road“, „Born To Run“ – und die allerberühmteste, allerschönste in „Jungleland“, dem erschütternden Finale von „Born To Run“, wenn die Erzählung abbricht und das Saxofon-Solo berichtet, was der Dichter uns nicht sagen kann. Auf dem Cover sieht man Clemons mit Hut, Springsteen lehnt sich an seine Schulter. „Es ist das innigste Verhältnis, das zwei Männer diesseits von Sex miteinander haben können“, sagte er später. Der Saxofonist, am 11. Januar 1942 in Norfolk, Virginia, geboren, also sieben Jahre älter als Springsteen, gab den Sidekick und Antipoden. Zuletzt wirkte er an „Born This Way“ von Lady Gaga mit. Nach Operationen an den Knien und an der Wirbelsäule stand Clemons noch immer mit der E Street Band auf der Bühne. Am 14. Juni erlitt der Große Mann einen Schlaganfall, dem er vier Tage später erlag. Wir werden „Jungleland“ nie wieder so hören können, wie Clarence Clemons es gespielt hat. „From the churches to the jails, tonight all is silence in the world.“ AW

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