Mit den Waffen einer Frau: Shania Twain

This is hardcore. Es beginnt mit einem schwülstigen Orgel-Auftakt, der fast schon an „Je t’aime“ denken läßt, und Shania Twain spricht: „When I first saw you, I saw love. And the first time you touched me, I felt love. And after all this time, you’re still the one I love.“ And my heart will go on. „Come On Over“ heißt das Album – gern, Nachbarin!

Da freut sich der Amerikaner, denn Shania sieht aus wie die inkarnierte Soft-Pornographie, singt über schätzungsweise drei Oktaven und nennt Songs ihr eigen, die zwischen krachledernem Heimat-Rock, seichtem Country-Schmus und Balladen-Konfektion alles abdecken. Es freut sich auch Robert „Mutt“ Lange, der schon als Songschreiber und Produzent von Bryan Adams und Def Leppard dasselbe Prinzip anwandte – und prompt Shania heiraten durfte.

Danach begann die Generalüberholung der Gattin, erschien „The Woman In Me“, kübelte es Preise, hagelte es Hitparaden-Triumphe. Shanias präzise Arbeitsbeschreibung: „Es ist ziemlich schwierig, meine Musik in nur eine Schublade zu stecken, weil derart viele verschiedene Einflüsse aus den unterschiedlichsten Richtungen in den Songs enthalten sind.“ Ihre Auskünfte sind wie ihre Musik: extrem flexibel.

Das ist wichtig für eine Frau, die in Ontario geboren wurde und nach eigenen Angaben im Alter von zwei Jahren „mit Harmonien und Tönen experimentierte“ wie so viele aufgeweckte Hosenscheißer, die ihre Eltern nerven. Heute experimentiert Shania Twain mit einer neuen Songform – der biedersinnigen Belehrung im burschikosen Kratzbürsten-Ton. Ihre Songs heißen „Whatever You Do – Don’t!“ und „Man! I Feel Like A Woman!“ und das ist so gemeint.

Bob Dylan, neuerdings ein Grammy-Gewinner wie Shania Twain, formulierte es mal so: „She aches just like a woman/ But she breaks like a little girl.“

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