Mit ME AND CASSITY und eigenem Label fängt Dirk Darmstaedter nun noch einmal neu an – allerdings mit gewohnt hübscher Popmusik

Lustig war das alles nicht. Aber das Schöne an der Vergangenheit ist ja, dass sie vorbei ist. Und Dirk Darmstaedter schaut nicht zurück. Er sitzt in einer Tapas-Bar in Hamburg-Altona, bestellt ein Bier gegen die Hitze und wirkt ausgesprochen zufrieden. Nichts läge ihm ferner als Nolstalgie. Okay, er war mal Sänger der jeremy Days, und an deren Hit „Brand New Toy“ erinnern sich die meisten. Aber jetzt ist jetzt, und Dirk firmiert nun unter dem Namen Me & Cassity, auch wenn er gar keine richtige Band hat. Das Debüt „Hope, With A Pain Chaser“ ist ein Neuanfang, knüpft aber gleichzeitig an die alten Zeiten an: Unprätentiöse Popmusik bleibt Darmstaedters Domäne, sie klingt jetzt nur noch ein bisschen mehr nach Singer/Songwriter und so entspannt, dass man ihr wunderbarerweise all die Schmerzen der Vergangenheit gar nicht anhört. Damit ihm keiner mehr reinreden kann in seine Karriere, hat er nun auch ein eigenes Label gegründet: Tapete Records. „Die meisten sagten: Vergiss es, Dirk, stürz dich nicht ins Unglück, kein Mensch kauft mehr Platten. Aber ich habe dann doch nicht daraufgehört, sondern langsam was aufgebaut. Irgendjemand muss ja was tun.“ Nachwuchsmusiker dürfen sich gern unter www.tapeterecords.de umschauen.

In der Zwischenzeit, nachdem Darmstaedter von seiner Major-Firma gedroppt worden war, hat er Theater gemacht und andere lukrative Dinge, aber bald seine Prioritäten erkannt: „Immer, wenn mich jemand fragte, was ich die letzten drei Jahre gemacht habe, dann fiel mir nichts ein. Ich erinnere mich an jede Platte,jede Tournee, aber andere Sachen vergesse ich einfach, weil sie mir letztendlich egal sind. Manchmal kam ich mir schon vor wie der totale Loser. Da sitzt man an der Akustikgitarre, was an sich schon ein Anachronismus ist, aber am Ende des Tages ist das eben das, was ich liebe.“ Deshalb heißt der erste Song auf „Hope, With A Pain Chaser“ schlicht „I’d Do It Again“. Was auch für die Jeremy Days gilt, obwohl Darmstaedter Reunions, Revivals und all dieses Zeug ablehnt. „Diese 80er-Geschichte nervt Dass meine Fresse da dauernd über den Fernseher läuft. Das waren die drei Sekunden, wo Darmstaedter und die Masse das Gefühl hatten, sie passen zusammen. Aber das war ein Irrtum.“

Und wie geht es weiter? Auf jeden Fall mit Konzerten. Ob mit Akustikgitarre oder kompletter Band, im Rockclub oder Theater – anything goes. „Ich könnte sogar hier spielen.“ Er schaut sich in der Tapas-Bar um. Es gibt Steckdosen.

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