Mit seinem analogen Equipment schraubt der Kontrollfreak und Eigenbrötler HOOVER beschwingte Popsongs zusammen

Der Mann erscheint mit den passenden Accessoires. Lange Haare, kurze Hosen, buntes Hemd und in der Hand hält er… Staubsaugerschläuche? Kauzig soll er sein, der Hoover, und wer sich wie ein Staubsauger nennt… Aber es sind nur alte Röhrenkabel. Martin Englert, Ende Dreißig, geboren in Berlin, benötigt sie für seine Elektrokosmos Kapscolok Studios in Osnabrück, wo bisher zwei Alben entstanden sind. Das eine ist schon fast zwei Jahre alt, heißt „Scope“ und war rundrum in Teppich verpackt, Kopie für Kopie. Das andere ist „Elk“, brandneu und besser ab das erste. Warum? „Ich bin schon so eine Art Eigenbröder, will immer alles selbst machen und bis ins letzte Detail austüfteln. Daher war „Scope“ überfrachtet, ja fast krampfig.“

Macht ja nichts, kann ja passieren. Man muß auch nicht erzählen, daß die Teppich-Cover allesamt handgeknüpft waren. Im Freundeskreis wird er der „Frickler“ genannt, das impliziert Manie. Die fing schon früh an, zog sich durch allerlei Bands, bis der Hoover feststellte, daß er nicht zum Teamgeist taugt. Sein Studio hat er nur, weil sonst keines mit analogem Equipment arbeitet Und warum beschwingt „Elk“ mit launiger Popmuse und britischem Flair statt teutonischer Zwanghaftigkeit? „Selbsttherapie. Ich wollte nicht mehr alle Fäden in der Hand behalten. Die Produktion übertrug ich Rainhard Falk und beschränkte mich darauf, Musiker zu sein. Schon war es entspannter, und den Endmix machte sogar Howie Weinberg in New York.“

Langsam lernte der Gitarrist auch seinen Gesang zu schätzen. „Ich mag diese leichte Schräglage meiner Lieder, die sie durch meine merkwürdige Stimme bekommen.“ Zusätzlich verfremdet und mit Soul-Sängerinnen garniert, erinnert seine ironischdistanzierte Sangeskunst an die von Dave Stewart, der tatsächlich eines seiner wenigen Idole ist. „Er versteht es, einem die krasse Wahrheit mit einer zuckersüßen Melodie in das Gesicht zu schleudern, das bewundere ich echt.“ Seine Songs wie JHappy (Depress Yourself)“ oder „Haircut“ sind ebenso leise trippelnde Gassenhauer mit verbaler Garstigkeit Und was bedeutet „Elk“? „Meine Freundin glaubt, daß jeder Mensch seinen Gegenpol im Tierreich hat. Für mich hat sie den Elch auserkoren. Zuerst war ich sauer, wollte lieber ein Tiger sein, aber als ich zum ersten Mal einen Elch sah, war’s okay.“

Die „SZ“ nannte ihn Hippie, weil er zum Interview seine Teppichhose trug und nie beim Friseur war. Keine Angst, als gestriger Bastei-Fritze verhöhnt zu werden? „Ich verbiege mich nicht. Die Erkenntnis, daß nur echt wirkt, wer seinen Stiefel durchzieht, habe ich verinnerlicht“, erklärt Hoover – und berührt zärtlich seine Röhrenkabel.

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