Mit seinem dritten Album will PETE DROGE endgültig aus dem Schatten von Tom Petty treten

Sprechen wir über Inspiration: Wo steht eigentlich geschrieben, daß sie einer Realität abgetrotzt sein muß, die ohnehin immer irrealer, surrealer, virtueller wird? Pete Droge holte sich den Musenkuß für sein drittes Album „Spacey And Shakin“ ganz schamlos auch dort ab, wo andere bestenfalls heimlich nachschlagen. „Ich kaufte mir ein dickes Wörterbuch, um mein Vokabular zu erweitern. Und für ‚I Want To Go Away‘ hab ich’s tatsächlich häufig benutzt. Ich wußte nur, daß der Protagonist des Songs in der Irrenanstalt sitzt, kam aber mit den Details nicht recht voran. Also schlug ich diese ganzen interessanten Ausdrücke nach. Immer noch besser als ein Reim-Wörterbuch, oder?“

Die Karriere des auf dem Lande bei Seattle residierenden Songwriters („Ich weiß nur aus zweiter Hand, was dort gerade läuft“) schien nach dem gefloppten Zweitwerk „Find A Door“ (1996) und der Pleite seiner alten Plattenfirma „American“ schon beendet, bevor sie so richtig begonnen hatte. Doch Droge „hatte Glück“: Einerseits mußte er beim Wechsel zum neuen Label seines Stammproduzenten Brendan O’Brien nicht in die große, zermürbende Warteschleife, andererseits blieb genug Zeit, um zu verschnaufen, sich seiner selbst zu vergewissern. Und um einen neuen Drummer einzuarbeiten. „Natürlich war ich reichlich frustriert, als wir tourten und das Album fast nirgendwo in den Läden stand. Aber langfristig war’s vielleicht gar nicht mal so schlecht, daß ‚Find A Door‘ schnell begraben wurde.“

Dem neuen Album soll das natürlich nicht passieren. „Spacey And Shakin“ mag nicht ganz der „große, farbige, psychedelische Trip“ geworden sein, den Droge – auf den Spuren der frühen Pink Floyd und der wilderen Beach Boys – im Sinn hatte. Aber „airborne“ (Droge) hört sich das schon an – um dann doch mit der schlichten Liebeserklärung „Walking By My Side“ und dem fast altersweisen „Blindly“ eine schöne, weiche Bauchlandung im grünen Gras zu machen. „Koteletten habe ich ja jetzt schon“, unkt einer, der mit 29 und reichlich Flaum ums Kinn glatt für Anfang 20 durchgeht, „aber ein Bart will mir immer noch nicht wachsen.“

Nicht zuletzt sollte Droge mit diesem Album endlich die Vergleiche mit Mentor Tom Petty abschütteln können, die dem erklärten Petty-Fan nur dann lästig wurden, wenn er ausschließlich darauf reduziert wurde. „Ich hoffe, die neue Platte bringt dieses Bild zumindest ein wenig ins Wanken. Ich bin jedenfalls inzwischen dabei, meine eigene Stimme zu finden. Irgendwann werden die Leute dann hoffentlich nur noch mich erkennen, wenn sie meine Musik hören.“ Und überhaupt: Als Petty damals die ersten Gehversuche machte, hätten ja auch erstmal alle nur „Roger McGuinn!“ gerufen.

Einem anderen Idol, Jimi Hendrix, ist der Song „Evan’s Radio“ gewidmet, zu Papier gebracht nach einer „sehr bewegenden“ Performance im Club „On The Boards“, wo der junge Hendrix seine ersten Gigs als Begleitgitarrist gespielt hatte. Und dann war da noch dieser Traum, den er, Droge, so mit 16, 17 hatte. „Da sitze ich hinten auf diesem dreirädrigen Vehikel, und Jimi braust mit mir durch die Gegend. Er war Weihnachten zu uns ins Haus gekommen, um mit mir Gitarre zu spielen.“

Wäre ja doch schade, wenn die Inspiration nur aus dem neuen Thesaurus gekommen wäre™.

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