Musik von der Festplatte

Seit iTunes wissen wir: Die Harddisc ist ein toller Archivar für Tonschätze. Jetzt etabliert sich das schnurrende Aggregat auch in der klassischen HiFi-Szene.

Die Reiferen unter uns werden ihr CD-Regal nie zum Sperrmüll tragen: Ein Archiv mit haptischen Qualitäten hat unersetzlichen Charme, besonders, wenn es obendrein sogar noch Vinylschätze aufreiht. Dennoch: Für den täglichen Umgang mit privaten Musikvorräten hat sich die Festplatte längst als probate Alternative etabliert. Dort sorgen Programme wie iTunes für ein Ausmaß an Ordnung, das jede noch so gepflegte Tonträgerwand in den Schatten stellt: Ein Mausklick sortiert Tausende Musiktitel nach Interpreten, legt Wiedergabelisten an, fasst Alben zusammen. Wie aber vertragen sich schnurrende Aggregate aus der Computerwelt mit gestandener HiFi-Elektronik?

Fünf Beispiele zeigen: Die Brücken zwischen beiden Sphären sind längst gebaut. Eine Methode, Musik aus dem virtuellen Archiv an die Lautsprecher zu bringen, geht so: Als Musikspeicher dient ein profaner Rechenknecht- und spezielle Elektronik-Komponenten schicken den Ton vorn dort an die gepflegte HiFi-Anlage im Wohnzimmer. Einer dieser Transporteure heißt Squeezebox Duet, stammt von Logitech und kostet um 400 Euro. Das Duet-System besteht aus einer Art Fernbedienung, Controller genannt, und einem schmucklosen schwarzen Kästchen, das auf den Namen Receiver hört und für den Direktkontakt zur HiFi-Anlage zuständig ist.

Beide kommunizieren untereinander und mit dem Rechner über ein drahtloses WLAN-Heimnetzwerk. Der Controller saugt aus dem PC über das Funknetz alle Informationen über den Inhalt des Musikarchivs, also etwa von iTunes, und zeigt sie in seinem LCD-Schaufenster zum Durchstöbern her. Die bunte Anzeige präsentiert sogar Plattenhüllen-Motive. Der Receiver dekodiert den digitalen Rohstoff und schickt ihn über analoge oder digitale Ausgänge an den Verstärker der Musikanlage. Sogar Radiosender aus dem Internet gelangen auf diese Weise zum HiFi-Altar. Dies alles funktioniert narrensicher, und vor allem: Die anspruchsvolle Konstruktion trägt zu hervorragender Klangqualität bei.

Die deutsche Htgh-End-Manufaktur T+A leistet einen anderen Beitrag zum Thema: Der schmale Music Player E2 des Herstellers vereint die Funktionen eines hochkarätigen CD-Players, eines UKW-Radios und eines Netzwerk-Adapters in einem Gehäuse. Über seinen Netzwerk-Anschluss zapft das Gerät die Musikvorräte im Computer an, und im Nebenjob kann es – ebenso wie die Logitech-Luftbrücke – sogar Internet-Radiosender empfangen. Wer mag, ergänzt den Music Player (Preis: um 1800 Euro) noch um den passenden Endstufen-Baustein Power Plant – und schon ist eine souverän klingende HiFi-Anlage mit Zugang zur Computerwelt komplett.

Immer mehr HiFi-Gerätschaften kommen aber auch ohne PC-Connection aus, weil sie die Festplatte gleich im Gehäuse haben. Sony etwa baut eine zierliche Komplett-Anlage mit dem Namen NAS-SC55PKE, die auf ihrer 80 Gigabyte großen Festplatte bis zu 40 000 Musikstücke lagern kann – ordentlich mit Namen versehen und nach den üblichen Kriterien sortiert. Ein Paar Zweiwegeboxen setzt die Musikvorräte in Klänge um.

Eine weitere Elektronik-Komponente dieser Anlage hat die Funktion eines Satelliten, der einen anderen Raum über eine Funkverbindung mit Musik versorgt. In diesem Aggregat sitzt ein Stereoverstärker, der zwei eingebaute Lautsprecher speist. Das komplette Ensemble ist für rund 900 Euro zu haben.

Eine anspruchsvollere Variante dieses Konzepts heißt Hifidelio. Der launige Name steht für einen HiFi-Flachbau mit CD-Laufwerk und Festplatte, der den tönenden Inhalt der eigenen Silberscheiben nach iTunes-Manier archiviert und zum Abspielen bereithält. Aufnahmen von externen Zuspielern sind ebenfalls möglich, ebenso die Wiedergabe von Internet-Radiosendern, das Anlegen von Playlisten und vieles andere mehr. Von einem PC aus lässt sich das Gerät, falls gewünscht, über einen Web-Browser fernsteuern und als Musikquelle anzapfen. Der Hitidelio ist mit den Festplattengrößen 80, 160 oder 500 Gigabyte zu haben; die 160-Gigabyte-Version gibt es zu Preisen ab 750 Euro.

Der wahre Audiophile aber setzt auf eine Maschine britischer Provenienz. Sie heißt DHX, stammt von Naim Audio und gibt sich durch und durch kompromisslos: Ihre 400 Gigabyte große Festplatte nimmt die Musik vom eingebauten CD-Laufwerk nur in Bit für Bit identischer Form entgegen, zapft darüber hinaus auch Tonkonserven in höchsten Auflösungen aus einschlägigen Internet-Archiven, spiegelt alle gespeicherten Tondateien stets automatisch auf eine zweite eingebaute Backup-Festplatte und zeigt die Informationen über die Musikstücke inklusive Cover-Bild auf einem LCD-Schirm an der Gerätefront.

Dies alles hat allerdings einen Preis, den man nur schamhaft nennt: Rund 6500 Euro verlangt der Händler von unerschrockenen Kunden.

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