Musste mal gesagt sein

Die Sterne scheißen noch immer auf deutsche Texte, aber man versteht sie jetzt wieder leichter

Eine Agitations-Platte wollten sie machen, und das ist ihnen mit „Das Weltall ist zu weit“ auch gelungen. Das In-sich-Gekehrte der letzten Platten ist verschwunden, auf der neuen, erstmals selbst produzierten LP beziehen Die Sterne wie zu besten „Posen“-Zeiten Mitte der Neunziger endlich wieder Stellung. „Man kann die Ergebnisse unserer Arbeit bewerten, wie man will, aber ich fände es noch schlimmer, wenn man uns vorwerfen würde, dass wir kein Risiko eingegangen sind“, sagt Sänger Frank Spilker über den Sinneswandel seiner Band.

Zumindest im Umgang mit den Medien stellt er allerdings zwölf Jahre nach der ersten Sterne-Veröffentlichung eine gewisse Routine fest. „Früher war das vom Gefühl her noch anders: Wir hatten viel zu erzählen und zu erklären. Ich war unglaublich nervös, und es war richtig anstrengend, Interviews zu geben, weil ich auf keinen Fall missverstanden werden wollte.“ Bei der neuen Platte stellt sich das Problem nicht, denn die erklärt sich fast von selbst.

Zurückzuführen ist das auch auf die Zäsur, die das letztjährige „Live im Westwerk“-Album und die „Best Of-Tour bildeten. „Damals hab ich das nicht so wahrgenommen, aber es war schon so, dass wir letzten Herbst noch einmal alle alten Sachen auf die Bühne gebracht haben“, sagt Spilker. „Bei der nächsten Tournee können wir es uns nun leisten, nicht immer alles zu spielen.“

Dabei weiß er, dass gerade die Konzertreisen „akzeptierte Sterne-Identität“ sind. Im Hinblick auf die kommenden Auftritte kann es nur hilfreich sein, dass die neuen Stücke – obwohl mit mehr oder weniger bewussten Anleihen bei Dexy’s Midnight Runners, Parliament oder sogar Marvin Gaye – musikalisch reduziert sind. „Das passt sehr gut zu den neuen Texten. Schließlich gibt es dort auch eine Beschränkung“, erklärt Schlagzeuger Christoph Leich. „Alles sollte so klar und deutlich wie möglich sein!“

Ihre eigenen Visionen haben die Hamburger fest im Blick, aber können sie nach all den Jahren auch besser einschätzen, was letzten Endes beim Publikum gut ankommt? „Ich kann das nicht Ich kann aber auch keine Singles aussuchen!“, erwidert Leich lachend, und Spilker ergänzt: „Für die Single-Auswahl haben wir einen Negativ-Indikator in der Band. Was unser Bassist Thomas so richtig scheiße findet, genau das wird meistens ausgewählt!“

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