Muswell Hillbillies – mit den Dirty Pretty Thing in London

Ihr neues Album "Romance At Short Notice" nahmen die Dirty Pretty Things in L.A. auf. Nun sind sie zurück in London, Und Carl Barât will uns seine Lieblingsplätze in der Stadt zeigen, die er in der Ferne jeden Tag vermisst hat. Paradoxerweise bei kalifornisch anmutendem Wetter. In England ist eben nicht immer "united by the rain in the cities", wie es im DPT-Song "Tired Of England" heißt.

Den Primrose Hill nutzt Barât oft zum Weiterfeiern nach der Sperrstunde der Camdener Pubs. „Ich habe schon ganze Wochenenden hier verbracht“, erzählt er. Soviel Zeit ist heute nicht.

Auf dem Weg zu Barâts Haus in Muswell Hill hat jemand in einem Vorgarten einen improvisierten Flohmarktstand errichtet. Ein zahnloser Alter namens Bill kommt heraus. Nuschelnd bezeichnet er sich als „Muswell Hillbilly“ – natürlich eine Anspielung auf das Kinks-Album gleichen Namens. Carl kauft einen Cricket-Schläger, während Schlagzeuger Gary Powell sich an die frühen Tage der Libertines erinnert: „Wir waren ein eingeschworenes Team. Heute denkt jeder, dass Doherty der geniale Lenker war, aber so war das nicht – die beiden waren als Songschreiber auf einer Höhe.“

Die wichtigste britische Band der letzten zehn Jahre lebt weiter an Barâts mit Gold- und Platinalben behängten Wänden. Die stets attestierte Notwendigkeit, aus dem Schatten der Libertines zu treten, empfindet er als physikalische Unmöglichkeit: „Ich bin ein Libertine, wie soll man aus seinem eigenen Schatten treten?“ Die Gerüchte, er hätte mit Doherty Songs für ein Musical geschrieben und die besten von ihnen für eine Reunion zurückgehalten, seien allerdings erfunden.

Baräts Haus ist ein pittoreskes Künstlerheim, in dem – neben einem riesenhaften Kühlschrank mit Eismaschine und einem teuren Edelstahl-Sechsflammer einzig die Vintage-Gitarren im Musikzimmer auf den Status des Bewohners hinweisen. Der größte Teil seiner Plattensammlung ist, neben einem Bestand an ledergebundenen Erstausgaben, im Obergeschoss untergebracht. Im Flur hängt ein uraltes Werbeplakat mit einem Porträt seines Großvaters, der in den 1910er Jahren für die Zigarettenmarke Greys posierte. Während Carl den Müll entsorgt, schnappen sich die anderen Instrumente und beginnen einen Jam. Dann kriegen alle Hunger.

Alan McGee ist geschätzte 40 Millionen Pfund schwer. Das mit Creation Records verdiente Geld hat er mit Immobilien und Kunst maximiert. Der ehemalige Berater von Tony Blair ist der Manager der DPT. Jeden Mittwoch legt er im Notting Hill Arts Club Platten auf. Hier hat er einst die legendäre Partyreihe Death Disco etabliert. Heute passt das Motto: Bobs Tochter Peaches Geldof, ein fest in den Klatschspalten etabliertes, sogenanntes itgiri (Papi hat das Geld und die Sorgen, sie den Spaß) hatte zwei Tage zuvor eine Überdosis, jetzt steht sie mit ihrer Band This Tawdry Affair auf der Bühne. Der Aufruhr ist entsprechend: Kaum dem Wagen entstiegen, werden wir von einem Paparazzo aufs Korn genommen.

Später beim Essen: Der anti-autoritär erzogene Barât sagt, der Idealismus der Hippies habe bei ihm Schaden angerichtet. Eine gewisse Disziplin hat er sich selbst beigebracht: Morgen müsse er früh raus. Das Album ist gerade erschienen, nun stehen Vorbereitungen für die Konzerte auf dem Programm.

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