National-Theater

Keine Frage, der könnte bestehen. Ich fand ihn früher total beschissen, konnte ihn nicht ausstehen – keine Ahnung, warum. Irgendwann änderte sich das – keine Ahnung, warum. Entweder man mag es, oder man mag es nicht. Ich kenne viele Leute, die das überhaupt nicht witzig finden, was der macht; die können da überhaupt nicht drüber lachen.

Ich finde Helge Schneider geradezu metaphysisch, abgrundtief tief-findest Du nicht?

Keine Frage: Es ist tief. Auf ähnliche Weise tief wie das, was ich mache. Der erzählt surreale Geschichten, ohne daß da jemand angegriffen wird. Und doch: Da wird ganz krass angegriffen. Und zwar wird der Intellektuelle angegriffen. Schneider macht sich über Intellektuelle lustig, und das sind genau die, die da sitzen und lachen. Ein ähnliches Phänomen wie bei Tom Gerhardt Was sagst Du zu Götz Alsmann?

Ein Klugscheißer. Aber: Der ist wohl ganz fähig, der kann ganz nett Musik machen. Nur ist er für mich kein richtiger Sympathieträger. Das ist auch so ein Lerner.

Ich hab ihn letztens bei Koschwitz gesehen, und das war null unterhaltsam. Der saß da so, hat sorgfältig artikuliert – diese Alsmann-Art zu sprechen, diese WDR-Kiste, nach dem Professor-Bop-Motto: „Ich hab 100 000 Platten, ich kann die alle von vorne bis hinten auswendig aufsagen“ – das ist mir dann doch zuviel Fetischismus.

Jürgen von der Lippe? Der hat so was von einem schmierigen Onkel, findest Du nicht?

JA!

Bißchen mehr als dieses JA! mußt Du schon sagen.

Der ist halt eher was für ältere Leute. Ein Bart ist fürs Fernsehen sowieso schon mal superuncooL Aber vielleicht ist er ja ein netter Mensch. Aber wen ich gerne dissen möchte, ist Günther Jauch. Dieses arrogante Stück… Stück. Den habe ich bei „Dingsda“ kennengelernt: Ich kam da rein, er guckt mich an, dreht sich sofort wieder um. Der hat kein Wort mit mir geredet Da habe ich natürlich in der Sendung immer mal wieder einen kleinen Scherz über ihn gemacht Koschwitz?

Finde ich super. Manchmal muß ich wirklich aus ganzem Herzen lachen. Man hat bei ihm immer das Gefühl: Das ist ein Netter, ein Gutmütiger. Der kommt rein, steht da, grinst sich einen ab und es ist selbst dann witzig, wenn einmal keine Pointe kommt Der ist zumindest ehrlich. Ehrlicher als diese verlogene Gottschalk-Nummer: „Ihr seid ein Super-Publikum, ein tolles Publikum vor dem Herrn“ oder: „Sekt oder Champagner“. Ha ha.

Zum Abschluß schnell noch ein kleines Psychogramm: Lieblings-Essen?

Essen-Kray.

Lieblings-Stellung?

Chef.

War das jetzt eine Hirn-Taste, F10 oder so?

Nee, das war jetzt absolut spontan. Ehrlich! In echt Lieblings-Buch?

Ich hab in meinem ganzen Leben nie ein Buch gelesen. Es sei denn für den Deutschunterricht in der Schule. Ich finde Bücher— „Gedrucktes ist tot.“

Genau. In dem Moment, wo ich ein Buch lese, von links nach rechts irgendwelchen Buchstabenkonstellationen folge, liegen all meine anderen Sinne und Fähigkeiten brach. Ich kann in dem Moment nur schwarze Zeichen auf weißem Papier wahrnehmen, und dafür hat der Herr unsere Sehwerkzeuge nicht erfunden, das ist ein recht dürftiges Vergnügen. Die Welt hat unendlich viel mehr zu bieten, z.B. bunte Sachen, Drei-Dimensionales, Bäume mit Zweigen dran.

Lieblings-Meister?

Ich bin für Werder. Eigentlich bin ich für den 1. FC Köln, aber der schafft das ja nicht mehr.

Ich habe mir sagen lassen, daß Du vor kurzem Deinen ersten Boxkampf gesehen hast.

Ja, den „Tiger“, das K.O. in der zweiten Runde. Spannende Sache. Ich bin ja eigentlich mehr der Freund des intellektuellen Faust-Fechtens mal hier ein Ohr umdrehen, mal dort einen Nasenflügel umstülpen – , aber wie der „Tiger“ den Spanier flachgelegt hat, das hat irgendwie wehgetan. Aber er hat ja vorher auch was aufs Maul gekriegt – da wäre ich auch aggressiv geworden.

Was willst Du mit Deiner neuen Show „Ma Gucken“ erreichen? Ist das „Vivavision“mit Publikum?

Kann man so sagen. „Ma Gucken“ ist mit Sicherheit die unverschämteste Sendung des deutschen Fernsehens. Nicht unverschämt in der Art und Weise, wie sie vom Moderator präsentiert wird – nämlich unverschämt – , sondern das Unverschämte besteht darin, so was überhaupt zu senden.

Es kommen Gäste und Gesprächspartner, die sich hoffentlich gegenseitig ergänzen – und natürlich auch musikalische Gäste, die live mit meiner Kapelle spielen müssen, den Original RIAS-Boys, der Rhythmusgruppe des RIAS-Rundfunkorchesters.

Die Band spielt in der Besetzung: HammondorgeL Baß und Schlagzeug – und es hört sich natürlich extrem beknackt an, wenn etwa ein Dance-Act wie Scooter mit dieser Besetzung „Hyper Hyper“ live spielen muß.

In der Pilot-Sendung hatten wir schon so einen ähnlichen Dance-Act – und die waren reichlich sauer; die dürfen ja vorher nicht einmal proben mit der Band. Ich habe denen später erklären müssen, daß das alles nur ein Gag ist, daß es überhaupt nicht darum geht, möglichst perfekt die neue Single vorzustellen.

So ein chaotisches Konzept kann gut werden, so was kann aber auch in die Hose gehen. Ich gehe mal optimistischerweise davon aus, daß es schlecht wird. Umso mehr freut man sich, wenn es dann doch gut wird.

Wenn es aber doch schlecht wird, sage ich einfach: Tut mir leid, aber meine Schuld ist es nicht Die Kapelle ist schuld, die Interview-Gäste sind schuld. Irgendeinen gottverdammten Schuldigen werde ich schon finden.

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