NEKO CASE, Frau im Kerle-Beruf Alt.Country

Und dann kam der Tag, an dem sich Neko Case „wirklich geschämt“ hat. Es war der Tag, an dem sie herausfand, dass auch Frauen das können, was sie ihnen einfach nicht zugetraut hatte: „Ich wuchs ja in den 70ern auf, da gab’s höchstens Heart und noch keine Videos. Also dachte ich, nur Männer könnten Gitarre spielen und den Ton angeben.“ Selbst, als später das erste Cramps-Album Poison Ivy mit einer Gitarre zeigte. Inzwischen hat der 32-jährige Rotschopf seine Hausaufgaben gemacht, hat Patsy Cline und Sarah Vaughan intus, hat als Punk-Rockerin in Takoma Rosie Flores zugejubelt. Case, in Virginia geboren, seit drei Jahren in Chicago ansässig, legt aber Wert darauf, kein „female only listener“ zu sein – schließlich wünscht sie sich „eine Karriere wie Los Lobos“. Einen weiteren Schritt dahin hat Case mit ihrem dritten Album „Blacklisted“ gemacht, für das die gelernte Drummerin erstmals die meisten Songs selbst auf der Gitarre geschrieben hat. Weil sie „alles versuchen wollte, um eine gute Umgebung zu schaffen“, quartierte Case sich für die Winter-Sessions in warmen Tucson bei Calexico und Howe Gelb ein: „Manchmal haben sie ohne Demo gleich drauflosgespielt, aber es klingt niemals schludrig, nur spontan und laid back.“ Und ein Denkmal setzte sie mit „Look For Me (I’ll Be Around)“ der vergessenen Ketty Lester. „Wenn nur einer dadurch auf Ketty aufmerksam wird, hat sich das gelohnt“, sagt Neko Case. „Ich habe ja auch soviel Musik kennengelernt, nur weil ich damals die Cramps hörte.“ Mit Poison Ivy an der Gitarre.

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