NEU AUF DVD

Mord an einem chinesischen Buchmacher ****1/2

Ben Gazzara, Seymour Cassel Regie: John Cassavetes

Mit Handkamera, langen Monologen, wenig Kunstlicht und vollkommen ohne Filmscore begleitet John Cassavetes das langsame Sterben des Nachtclubbesitzers Cosmo Vitelli (Ben Gazzara). Weil der bei der Mafia seine Spielschulden nicht bezahlen kann, soll er einen Konkurrenten in Chinatown ermorden – oder selbst sterben. Eigentlich hatte Cassavetes nach „Eine Frau unter Einfluss“ (1974) einen „Männerfilm“ machen wollen und die Idee zu „Mord an einem chinesischen Buchmacher“ mit Martin Scorsese entwickelt. Doch seine Umsetzung war wie immer äußerst unkonventionell. Mit diesem Abgesang auf den Film noir hat er die stilistischen Mittel des Kinos verändert, wie es in dieser Radikalität selbst den größten Regisseuren in der Phase von New Hollywood nicht gelungen ist. Intensiv konzentriert er sich auf den grandiosen Gazzara. Sein Vitelli ist eine tragische Figur in der gnadenlosen Unterwelt, sein nur aufgesetztes schillerndes Selbstbewusstsein demaskiert Cassavetes geduldig, ohne zu denunzieren. Bei der Premiere 1976 wurde der Anti-Thriller ausgebuht, für spätere Filmemacher aber markierte er die endgültige Befreiung von allen Kinokonventionen. (Concorde)

Der Wilde **** Marlon Brando, Lee Marvin

Regie: László Benedek

Dieser Film machte Marlon Brando endgültig zum Star. Mit „Endstation Sehnsucht“ war ihm 1951 der Durchbruch gelungen. In der Rolle des Rockers Johnny aber wurde er unvergesslich. Das Foto, auf dem er sich mit Lederjacke und schräg sitzender Kappe lässig über sein Motorrad beugt, gehört zu den ikonografischen Bildern des Kinos. Als Anführer des Black Rebel Motorcycle Clubs, der eine Kleinstadt terrorisiert und sich mit der rivalisierenden Gang der Beetles prügelt, wirkt er aus heutiger Sicht zwar nicht wilder als Justin Bieber, und auch die Liebesgeschichte verläuft recht brav, doch damals sorgte die Krawall-Attitüde für Furor. Familienverbände und Kirche warnten, und in England war der Film bis 1968 verboten. Dennoch wurde er ein Publikumserfolg und ein wichtiger Einfluss für die aufkommende Pop-Kultur. (Sony)

Zelle R17 **** Burt Lancaster, Hume Cronyn

Regie: Jules Dassin

Erstmals auf DVD erscheint dieses Knastdrama von 1947, das zwischen dem Film noir und Gangsterfilm der 40er-Jahre ungewöhnlich hart und realistisch wirkt. Inspiration für das Werk, das im Original den Titel „Brute Force“ trägt, ist ein unter dem Namen „Battle Of Alcatraz“ bekannt gewordener niedergeschlagener Ausbruchsversuch im Jahr zuvor. Burt Lancaster hat für seine erst zweite Filmrolle als widerspenstiger Insasse, der vom Oberaufseher schikaniert wird und wegen seiner kranken Frau einen Ausbruch versucht, die Hauptrolle im Theaterstück „Endstation Sehnsucht“ abgelehnt -die dann übrigens Marlon Brando übernahm. Trotz melodramatischer Zugeständnisse zeigt „Zelle R17“ keine echten Helden. Gewalt, Verrat und Mord prägen auf beiden Seiten die klaustrophobisch inszenierte Gefängniswelt. Produzent Mark Hellinger stritt mit der Zensurbehörde erbittert um die Schnittfassung und starb kurz darauf an einem Herzinfarkt. Regisseur Dassin, der mit Lancaster und Hellinger auch „Rächer der Unterwelt“ gedreht hatte, erhielt 1951 Berufsverbot vom Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC). 1955 drehte er in Frankreich das Meisterwerk „Rififi“, 1964 die Komödie „Topkapi“. (Concorde)

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