Neu im Plattenregal: Die Alben der Woche vom 08. Juli 2011

Hier wieder unser ausführlicher Blick auf die Neuheiten der Woche - mit simfy-Streams, Videos, Rezensionen und allem. Diesmal mit Casper, The Horrors, Gomez, Incubus u. a.

Hier wieder eine Auswahl der neuen Alben im simfy-Player (die Songs sind ca. zwei Wochen hörbar):

Katy B – „On A Mission“ (Columbia/Sony)

Der stetige Nachschub junger Damen, die sich anschicken, der Popstar von morgen zu werden, reißt nicht ab. Jessie J. war gefühlt bereits vorgestern, nun also Katy B. Während die glatte Produktion, das betont clubbige Gesinge und die Inszenierung als toughe Nachwuchsbraut eher sauer aufstoßen, wird es interessant, wenn man sich ihren Background anschaut. Dann fällt auf, dass sie mit James Blake auf der BRIT School die Schulbank drückte, mit The Count & Sinden arbeitete und mit der Truppe von Magnetic Man um Benga und Skream freundschaftlich verbunden ist. Seien wir also wohlwollend und sehen in Katy B eine Künstlerin, die einen durchaus krediblen Szene-Background hat und nun eben ihren Freischwimmer im Mainstream machen will. Viel Glück dabei… nächstes Album…

Bernhoft – „Solidarity Breaks“ (Embassy of Music/Warner)
Wieder dieses abgenutzte Klischee: Diesen Mann muss man live gesehen haben, um zu verstehen, warum man sich Alben von ihm kaufen sollte. Jarle Bernhoft aus Norwegen hat die Hardrock-Karriere bereits hinter sich (mit der Band Span), seit ca. 2005 hat er sich als Solokünstler empfohlen, der munter Pop und Funk und Soul und Folk zusammenschmeißt. Hierzulande kennt man ihn vielleicht, wenn man auf der letzten Joe Cocker-Tour gewesen ist – für ihn eröffnete Bernhoft nämlich. Auf seinem neuen, zweiten Album schielt er ganz offensichtlich auf die große Radiosingle und hat Songs wie das soulige „Stay With Me“ und das poppige „Choices“ glattpoliert und aufgeblasen. Schade, denn diese Songs gewinnen eine ganz andere und viel intensivere Energie, wenn er sie allein mit seiner Gitarre und einer Loop-Maschine zusammenbastelt. So gesehen bei der Live-Vorstellung der Songs auf dem Dach des Weekend im Mai. Da klappte dem anwesenden Mousse T. der Unterkiefer runter und der grimmig an der Theke Bier kippende Westbam lächelte gar. Hier ein Live-Video, das ziemlich genau zeigt, was gemeint ist.

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Colbie Caillat – „All Of You“ (Republic/UID/Universal)
Das weibliche Gegenstück zu Jack Johnson – so dachte man, als Colbie Caillat 2007 mit „Coco“ debütierte. Hierzulande immerhin ein Top 20-Album, chartete sie in ihrer amerikanischen Heimat auf Platz 5, um dann mit „Breakthrough“ zwei Jahre später auf Platz 1 zu landen. Ihr Rezept hat sich auf „All Of You“ nicht groß geändert, außer dass ihr sonniger Folk mehr und mehr einem aalglatten Popschmier weicht. Auf „Favorite Song“ konnte sie sich sogar einen ehrenwerten Rapper (Common) angeln. Wer auf übersonnigen Seichtsingsang made in California steht, hat seine Freude dran, alle anderen werden sicher gelegentlich mitpfeifen, wenn eine ihre Singles zwischen den Superhits der Neunziger gespielt werden.

Casper – „XOXO“ (Four Music/Sony)

Die Review dazu gibt es bereits online. Und ein kleines Feature über ihn auch. Hier sehen Sie den Clip zur Single „Der Druck steigt“:

Melt! – „Compilation Vol. 7“ (Melt! Music/Cargo)
Bereits seit einigen Jahren ist es Tradition, dass es zum Melt!-Festival auch einen passenden Sampler und eine „offizielle Melt! Hymne“ gibt – in diesem Jahr „2 Hearts“ von Digitalism. Meist ergibt das ein sehr gutes Mixtape in der festivaleigenen Mischung aus Indie und Elektronik. Viel Neues ist diesmal nicht dabei, dafür aber bewährte Hits von Naked And Famous („Young Blood“), Bodi Bill („Hotel“), Robyn („Call Your Girlfriend“) und Patrick Wolf („The City“). Ach ja, diese Hymne ist natürlich auch unter den 17 Songs:

Gomez – „Whatever’s On Your Mind“ (Full Time Hobby/Rough Trade)
Mein Gott, sind die Herren von Gomez mit den Jahren alt geworden, denkt man sich so, wenn man diese schöne Live-Aufnahme unten anschaut. Aber klar: Die Band aus dem britischen Southport um Ian Ball und Ben Ottewell gibt es ja auch schon seit Mitte der Neunziger, wo sie zum Beispiel auf den damals regelmäßig stattfindenden Rolling Stone Roadshows spielte. Dementsprechend klingen ihre Songs – die noch immer Folk und Indie mit einer Prise Elektronik und vor allem drei spannenden Stimmen sind – heutzutage ein wenig dated. Dennoch: Sie können es noch. Ein durchweg angenehmes Album, wenn man Gomez mag oder mochte – lediglich die dick aufgetragenen Streicher hätte man ihnen hier und da ausreden können.

The Horrors – „Skying“ (XL/Beggars Group/Indigo)   
Die Review zu „Skying“ ist bereits online. Und hier hört man, in welche Richtung The Horrors sich entwickelt haben:

Incubus – „If Not Now, When?“ (Epic/Sony Music)
Die Herren um Brandon Boyd sind ja bereits seit einigen Wochen ein erstaunlich gut geklicktes Thema auf unserer Website. Also wollen wir es denn auch nicht übertreiben. Hier gibt’s die Videos der exklusiven tape.tv-Sessions und hier die Clips zu „Adolescents“ und zu „Promises, Promises“.

Quit Your Dayjob – „Word Domination“ (Alleycat/FDI/Soulfood)
Das neue Album der schwedischen – ja was eigentlich? – Dance-Punk-Combo Quit Your Dayob. Auch auf „Word Domination“ fröhnen die Drei wieder dem gepflegten Wortspiel und der derben Satire. Und alles wieder in handliche, anderthalb Minuten lange Tracks gebollert. Groß werden sie damit nie, unterhaltsam sind sie aber allemal. Und: Mit „Environmental“ haben sie ganz nebenbei die neue Parteihymne der Grünen geschrieben: „I wanna fuck the forest, I wanna fuck the trees…“ Das ist derber als die Baumumarmungspoesie der Siebziger, aber passt gerade deshalb gut in diese Zeit:

Thievery Corporation – „Culture Of Fear“ (Rykodisc/Warner)  
Die Lounge der Herren Rob Garza und Eric Hilton ist düsterer geworden. Und es ist nicht die gemütliche Bar-Schummerigkeit, die man sich bei einigen ihrer Songs herbeiwünscht. Auf „Culture Of Fear“ gibt es zwar noch diese sämigen Streicher, diese entspannten Beats, das Klavierperlen im Hintergrund, aber thematisch geben eher der Albentitel und das gleichnamige Stück die Richtung vor: Kritik am großen Ganzen, Zivilisationsmüdigkeit. Eine runde, musikalisch abwechslungsreiche Sache, deren dunklen Momente die größten sind: Das bereits genannte HipHop-Stück „Culture Of Fear“ und das Massive Attack zunickende „Is It Over“. Kann man alles im simfy-Player hören.

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