~ NewNoises ~

Nach längerer Pause stellt die vorliegende Heft-CD etablierten Kräften wie I Am Kloot und The Coral Unbekanntes von The Wooden Sky und anderen entgegen.

01 Nach jahrelanger Underground-Existenz in der Genre-Nische mit den üblichen Nachmittags-Auftritten bei den großen Festivals sowie einer guten und einer sehr guten Platte ist 2010 nun tatsächlich das Jahr von The Gaslight Anthem gekommen. Mit dem neuen Werk „American Slang“ gelang der Band aus New Jersey zuletzt sogar eine Top-Ten-Platzierung in den deutschen Charts. Wir präsentieren den Titelsong und freuen uns auf Brian Fallon und seine Freunde bei der diesjährigen Ausgabe des ROLLING STONE Weekenders.

02 Bislang vor allem als bärtige Americana-Band beschrieben, haben Blitzen Trapper auf dem neuen Album „Destroyer Of The Void“ mehr als zuvor die Harmonielehre der Beatles für sich entdeckt. „Laughing Lover“ etwa ist ein kunstvoll verwobenes Kleinod voller brillierender Chöre, Mini-Refrains und schwelgerischer Emphase. Aufgenommen hatten Blitzen Trapper das experimentierfreudige Werk bei zwei Sessions im Januar 2009 und 2010 daheim in Portland mit dem Produzenten Mike Coykendall, der zuvor unter anderem mit den Bright Eyes gearbeitet hatte.

03 Aus North Carolina stammt das Musiker-Kollektiv Lost in the trees um den klassisch geschulten Komponisten Ari Picker. Auf dem ersten Album der Band, „All Alone In An Empty House“, erinnern Lost In The Trees an britische Melancholiker wie die frühen Radiohead. Zusammengehalten werden die Songs von einem symphonischen Element, dem die Musik dieser Band ein Alleinstellungsmerkmal verdankt. Melodramatischen Höhenflügen wie „Walk Around The Lake“ nähert sich Picker vornehmlich aus der Folk-Perspektive.

04 Die Schrullen und Kindereien der Frühphase machten The coral zwar stets sympathisch, sie hemmten die Band aus der Nähe von Liverpool aber auch in ihrer Entwicklung. Man fürchtete, es handele sich bei James Skelly vielleicht doch um ein sogenanntes ewiges Talent. Alles Geschichte: Mit dem neuen Album „Butterfly House“ ist der Band ein Werk gelungen, auf dem sie ihre stets angedeutete Klasse endlich komplett ausformuliert. Abermals haben sich The Coral ganz der hohen Kunst des klassischen Songwriting britischer Prägung verschrieben – selbstverständlich mit psychedelischen Untertönen und originalgetreu im Stil der Sixties. Heraus kamen herausragende Reifezeugnisse wie „She’s Comin‘ Around“. Man muss es so sagen: beste Coral-Platte bisher.

05 Nach einer dreijährigen Studio-Pause haben i am kloot nun endlich ein neues Werk aufgenommen. Gemeinsam mit Guy Garvey und Craig Potter von Elbow entstand „Sky At Night“ ein potentes Zeugnis der Meisterschaft des John Bramwell, dem laut Peter Doherty „wichtigsten und besten englischen Songschreiber der Gegenwart“. „Northern Skies“ – der Himmel hat es ihnen offenbar angetan – ist einer der berückendsten Songs aus dieser superben Kollektion. Bramwell geht mit einer Dame spazieren, das Licht bricht sich auf ihrem Gesicht, danach ist sie weg, und es ist nichts mehr, wie es war.

06 Irgendjemand sollte sich die Zeit nehmen, endlich einen Wikipedia-Eintrag zu nils koppruch zu verfassen. Erwähnt wird der Hamburger Songschreiber und bildende Künstler in der Online-Enzyklopädie nur im Zusammenhang mit seiner prägenden Band Fink. Nach deren Ende ging Koppruchs erstes Solo-Album in den Wirren der Auflösung seiner damaligen Plattenfirma unter. Nun hat er seine Fähigkeiten gebündelt und sich zu einem tollen Songschreiber-Album aufgeschwungen, aus dem wir „Kirschen (wenn der Sommer kommt)“ vorstellen möchten. „Jeder Tag ruft deinen Namen“, singt Koppruch, und dass es Kirschen an Sommertagen nur gibt, solange die Bäume tragen. Nichts ist bekanntlich schöner als ein Sommer zu zweit!

07 Aus Toronto stammen the wooden sky, die vielleicht gerade ihrer kanadischen Herkunft wegen eine andere Perspektive auf Roots und Folk haben als amerikanische Bands wie Wilco, die Wooden Sky freilich verehren. Das Musizieren im Kollektiv, wie wir es etwa auch von Arcade Fire kennen, dieser kommunenhafte Geist vieler kanadischer Ensembles findet sich auch hier und insbesondere in Songs wie „Call If You Need Me“ wieder. Hypnotisch.

08 „Das Wetter ist schön heute“ ist ein Satz, den man in den Tagen der Arbeit an diesem Heft beinahe täglich hätte sagen können. Doch wären nufa nicht Nufa, wenn sie es bei derartigen Banalitäten belassen würden. Das gleichnamige zweite Album der Exil-Ulmer, produziert hat es Hans Joachim Irmler, konterkariert die Post-Punk-Sozialisation des Truppe mit Jacob Schneikarts Faible für große Gefühle. „Keiner weiß mehr“ ist ein Paradebeispiel für das Händchen der Gruppe für Timing und Dramturgie. Der Sprechgesang am Ende erinnert fast ein bisschen an den frühen Distelmeyer.

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