Nie ganz glücklich

Die belgischen Geschwister von K'S Choice entpuppen sich als reife, fast gelassene Künstler

Um unsere früheren Alben genießen zu können, brauchte man einen programmierbaren CD-Player“, erklärt K’s Choice-Sängerin Sarah Bettens. „Ein Programm für die eher intime Stimmung, ein Programm fürs Singen im Auto.“

Mit dem Singen im Auto ist es jetzt vorbei. „Almost Happy“, das vierte Album der belgischen Geschwister Sarah und Gert Bettens, konzentriert das gelegentliche Auf und Ab von Alben wie „Cocoon Crash“ und „Paradise In Me“

auf ein einheitliches Bild aus elegischen Gitarren und melancholischer Melodieseligkeit. Im ruhigen Fluss des neuen Sounds reißen sich die Belgier los von der zuletzt etwas ziellos gewordenen jugendlichen Alterna-Pop-Attitüde und treiben ins offene Meer der eigenen Möglichkeiten. „Ich habe in letzter Zeit viel über die Theorie gelesen, dass sich im Leben eines Menschen alle sieben Jahre etwas Grundsätzliches verändert“, sinniert Sarah, „und ich denke, bei mir ist es gerade mal wieder soweit.“

So wird man auf „Almost Happy“ also Zeuge der Entpuppung von Bettens zur reifen Künstlerin. Gleich zehn der 13 neuen Lieder gehen auf Sarahs Konto, und in jedem Wort, in jeder Melodie ist die frisch errungene Souveränität der Sängerin zu spüren. „Früher haben wir immer etwas krampfhaft versucht, das Richtige für unsere Karriere zu tun“, erläutert Sarah. Einen entspannteren Umgang mit der eigenen Kunst haben K’s Choice bei langen Tourneen durch die USA, auch im Rahmen der „Lilith Fair“-Festivals, gelernt – und dort Freundinnen wie die Indigo Girls und Sarah McLachlan gewonnen. So manches in der Emphase der Belgier erinnert an die sensible Kraft solcher Kolleginnen. Aus juveniler Orientierungslosigkeit wird auf „Almost Happy“ an stilles Arrangement mit den Widrigkeiten des Seins. „Der Titel benennt unser Lebensgefühl“, bekennt Sarah. „Das ist nicht bloß eine Phase oder Laune, sondern etwas, das mich wohl mein Leben lang begleiten wird.“ Sie seufzt unter der Last, und die Unerfülltheit, die ihr Werk durchzieht, wird auch an der Musikerin selbst spürbar.

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