Nightwish: „Nemo“

Solche Leute traf man früher nur in Freilichtmuseen, da standen sie an Backtrögen oder Weizen-Dreschmaschinen und zeigten, wie hart das Volk im Mittelalter arbeiten und auf das Eintreffen der Pest warten musste. Die sind jetzt sogar auf den „Bravo-Hits“, dürfen bei Festivals so kurz vor den Headlinern auftreten, dass die Sonne das schwarze Ambiente nicht stört, und leider ist dieses Wasserleichen-Schlossgeister-Phänomen noch von keinem Stadtmagazin gut erklärt worden: Evanescence (die poppigste, großstädtischste Variante), Nightwish, Into Temptation, die Schweizer Band Elis und wahrscheinlich noch ganz viele andere.

Endlich etwas, das kein Nachklang von 9/11 mehr ist! Das ist „Herr der Ringe“. Und ein bisschen „Findet Nemo“ (obwohl der Top-Ten-Hit „Nemo“ von Nightwish nur entfernt auf Fisch anspielt). Man sieht sofort, wie die Musik klingt, und die Ästhetik ist so charakteristisch, dass man die Videos der Bands höchstens untereinander verwechselt (das aber sicher). Die Männer, an der halb durchlässigen Grenze zwischen Nu Metal und Old Metal, bauen sich im Halbkreis auf, die weiße Frau -Typ Mystik-Rollenspielerin mit leichtem Drift in Richtung Heroin – steht vorne, auf einer Sturmklippe oder einem Feld, wo eben noch Mel Gibson im Schottenrock durchgeritten ist. Die Spielhandlung zeigt, wie die Sängerin mit einer Fackel durch eine dunkle Höhle läuft. Bedeutet das „Sex“? Manchmal kommen Vampire vor, Die bedeuten „Homosexualität“, wie wir wissen.

Vielleicht war es ein Traum, aber auch die Mitglieder der Frauengruppe Vanilla Ninja haben sich neulich schon die langen Haare schwarz gefärbt und in einer Eislandschaft gespielt. Erklärung: schwere Zeiten, ökonomische Unsicherheit, Rückbesinnung aufs Mittelalter und so. Schön, können wir abhaken.

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