Noa – Agrigento, Amphitheater

Nach Agrigento pilgern hauptsächlich Geschichts- und Altgriechisch-Studienräte. Außer dem weltberühmten „Tal der Tempel“ mit Dutzenden historischer Ruinen aus vorchristlicher Besiedlungszeit der Griechen hat dieser Landstrich an der Südwestküste Siziliens nichts Bemerkenswertes zu bieten. Dennoch, die Aussicht, in einer sternenklaren Nacht die jemenitische Israelin Achinoam Nini auf quasi geweihtem Boden in einem 2500 Jahre alten Amphitheater zu erleben, stimmt romantisch.

Noa, so der Künstlername der in New Yotk aufgewachsenen Entdeckung von Pat Metheny, ist in Italien, Frankreich und ihrer Heimat Israel ein Superstar. Es erstaunt also, daß die zierliche Schönheit am Abend vor ihrem Konzert hypernervös wirkt. Doch kein Wunder: 24 Stunden vor dem Historienereignis gibt’s noch keine polizeiliche Spielgenehmigung. Am nächsten Tag klappt dann doch alles irgendwie.

Noa – eine Erscheinung mit der versöhnlichen Ausstrahlung eines Friedensengels. Noas Musikpartner, der Gitarrist und Arrangeur Gil Dor, und die Band spielen sich tapfer durch Sound-Probleme. Das scheint aber keinen der 3000 Zuhörer auf dem mückenumtanzten Parkplatz zu stören. Noa ist wundervoll, mal eine exotische Mischling aus Cassandra Wilson und Suzanne Vega, dann die muntere Entertainerin: „Come closer, friends, and dance!“ Können Sizilianer Englisch? Jedenfalls kennen sie viele Texte. Noa tappt nie in die WG-Weltmusikfalle – immer weiß sie den Spannungsbogen ihrer hochrhythmischen Musik zu halten. Bei einem jemenitischen Volkslied schlägt sie den Rhythmus auf dem eigenen Brustbein. Selbst die Vorstellung ihrer Mitstreiter und die Verabschiedung singt Noa. Danke und Shalom.

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