Piss Factory – Patti Smith

„Manche Leute sind offenbar glücklich darüber, in einer fensterlosen Fabrikhalle zu schuften, in der 40 Grad herrschen“, erzählte Patti Smith 1996 der britischen Tageszeitung „The Guardian“, „sie kämen niemals auf die Idee, dagegen zu rebellieren“. Patti Smith kam hingegen schon: Mit „Piss Factory“ schrieb sie sich 1970 den Frust von der Seele, der sich während der monotonen, schlecht bezahlten Arbeit in der örtlichen Matratzen- und Kinderwagenfabrik angestaut hatte. Fazit: Lieber nach New York flüchten, ein „big star“ werden und niemals zurückkehren, als weiterhin diesen Drecksjob in einer stinkigen, schmutzigen Fabrik im Süden New Jerseys zu erledigen. Was ihr dann ja auch gelang. „Piss Factory“ erschien 1974 als B-Seite ihrer Debütsingle „Hey Joe“ – eine feurige Predigt zu sparsamer Begleitung, die Musik gewordene Selbstversicherung, bloß nicht so zu werden wie „diese Schnallen, die zu dumm sind zu kapieren, die verdammt noch mal zu dankbar sind für diesen Job“. Kritiker erkannten darin später einen prototypischen Punk-Song, eine Deutung, die Patti Smith allerdings ablehnt. „Piss Factory“ ist ihrer Ansicht nach vor allem ein „Arbeiterlied“ für den „kleinen Mann“.

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