Pop Around The Clock

Musik mal ruhig angehen? Nicht mit diesen Herren!

Phil Manzanera und das große ’75er Klassentreffen

Phil Manzaneras neues Soloalbum „50 Minutes Later“ vervollständigt – zusammen mit den beiden vorigen Werken eine Art musikalischer Lebensbeichte. Der Roxy Music-Gitarrist geht zurück zu jenem Moment, als er in London ankam und zunächst Robert Wyatt und David Gilmour, später dann Brian Eno und Ferry kennenlernte: ins Swinging London der späten 60er, das für praktisch alle damals begonnenen Karrieren der entscheidende Bezugspunkt wurde. „Es ist, als würden wir die Torpfosten unseres Fußballplatzes immer ein wenig weiter nach hinten stellen, um das Spielfeld zu vergrößern“, lächelt Manzanera. „Früher waren wir ja der Meinung, wir hätten nur unsere Jugend, um kreativ zu sein. Aber wir sind bockig geworden; wir wollen nicht aufhören. Einige von uns wird man erschießen müssen, um sie am Weitermachen zu hindern.“ Entsprechend ist „50 Minutes Later“ ein Veteranentreffen: Robert Wyatt, Paul Thompson und Andy Mackay spielen mit, sogar Brian Eno. Die Anachronismen halten sich in Grenzen: „Keine Regeln! Das war damals unser Dogma. Wenn wir jetzt entgegen unserer eigenen Erwartung noch Musik machen, ist das im Grunde nur die konsequente Umsetzung dieser Regel.“ Zum Schluß läßt Manzanera eine kleine Bombe platzen: Neben einer Co-Produktion für Gilmours in Kürze erscheinendes Post-Floyd-Debüt werkelt er… an einem neuen Roxy Music-Album, mit Eno. „Wir haben das ganze bullshit empire von damals eingerissen und kümmern uns nicht um Eitelkeiten, sondern um gute Musik. Die kommt erstaunlicherweise immer noch.“ Keine Regeln!

Ric Ocasek und die ewige Suche nach Musik

Eigentlich hatte man Ric Ocasek schon auf der anderen Seite des Business gewähnt: In den 90ern hatte sich der Sänger und Songwriter der Cars aufs Produzieren konzentriert, hatte Hole, No Doubt und Weezer im Studio und schien sich mit dieser Rolle ganz wohl zu fühlen. Man vergißt ja immer, daß Ocasek nie nur der Vormann der genannten 80s-Bestseller war, sondern nebenher schon Iggy Pop, Suicide und die Bad Brains aufgenommen hatte. „Ich bin immer auf der Suche nach interessanter Musik“, erklärt sich Ocasek, „wenn ich sie dann finde, will ich unbedingt etwas mit ihr machen.“ Zuletzt ging das soweit, daß der Wahl-New-Yorker einen A&R-Posten bei einem Major annahm, was dann doch zuviel des Guten war. „Ich hatte es mir leichter vorgestellt, den Mainstream zu unterlaufen“, seufzt er, „ich fand Devendra Banhart und Le Tigre und wollte sie sofort signen, aber meine Vorgesetzten konnten das nicht so sehen.“ Ocasek hat dann seinen Stuhl schnell wieder freigemacht und ganz trotzig ein eigenes Label gegründet, auf dem in Bälde mit dem Debüt der Band The Hong Kong die zweite Platte veröffentlicht wird. Den Label-Einstand feiert Ocasek nämlich mit einem neuen Soloalbum, dem ersten seit acht Jahren. „Nexterday“ ist eine kleine, unbehauene Platte aus lapidar programmierten Trommeln, direkt ins Pult gespielten Gitarren und betont simplen Liedern, denen man Ocaseks Stil ebenso anhört wie einen unbedingten Willen zum Minimalismus. „Die Platten, die ich in den letzten Jahren produziert habe, waren alle larger than life, sehr aufwendige Inszenierungen. Ich wollte etwas sehr Realistisches, Direktes dagegen setzen. Also habe ich mir die große Produktion gespart und gleich meine Demos veröffentlicht.“

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