Rap für die Massen – Run-DMC und die Beasties machen HipHop populär

Sommer 1987

„Die ‚Together Forever‘-Tour verschaffte jedem eine Einladungskarte“, erinnert sich DMC von Run-DMC. „Sie brachte HipHop in die Vorstädte. Jeder konnte dabei sein, ob Weißer, Japaner oder sonst was.“ Im Sommer 1987, als Run-DMC und die Beastie Boys zusammen auf Tour gingen, konnten sich Erstere im Glanz der Verkaufszahlen sonnen, die ihr bestes Album, „Raising Hell“ (1986), und der Superhit „Walk This Way“ einfuhren. Die Beastie Boys, deren kurz zuvor veröffentlichtes „Licensed To Ill“ sich anschickte, das meistverkaufte Rap-Album der 8oer Jahre zu werden, hatten ein Jahr vorher noch im Vorprogramm von Run-DMC gespielt, was bedeutete, dass sie in städtischen Sporthallen vor einem vorwiegend schwarzen Publikum auftreten mussten. „Wir dachten, Mann, wenn die Beasties rauskommen, werden die Schwarzen sich Hotdogs holen“, fasst DMC die Lage auf dieser Tour zusammen. ‚Aber sie blieben und es gefiel ihnen sogar.“

Nach dem Erfolg von „Licensed To Ill“ füllten die beiden Bands zusammen auf einmal riesige Stadien, die vorwiegend weiße Fans anzogen. „Das war das erste Mal, dass eine große HipHop-Show dort Station machte, wo sonst Styx oder solche Leute spielten“, erklärt Beastie Boy Mike D. „Plötzlich stehst du vor Leuten, die dich ein Jahr vorher noch verprügelt hätten. Und viele, die kamen, hatten ganz bestimmte Erwartungen. Es war fast, als würden wir eine Rolle spielen.“ Was sie in gewisser Weise auch taten, denn die meisten Geschichten von Drogen, Schießereien und anderen Missgeschicken auf „Licensed To Ill“ stammten aus zweiter Hand. „Freunde von uns rauchten Angel Dust und erzählten uns dann die wildesten Geschichten“, meint Rick Rubin, der „Licensed To Ill“ und „Raising Hell“ produzierte. „Für uns waren das nur nette Anekdoten.“ Auf Tour änderte sich das: „Irgendwann kam durch den vielen Alkohol die Persönlichkeit zum Vorschein, über die sie sich auf „Licensed To Ill“ noch lustig gemacht hatten.“ „Eines Abends schwamm so viel Bier auf der Bühne rum, dass MCA ausrutschte“, erzählt DMC. „Er schlug hart auf, und es wurde auf einmal ganz still. Wir dachten, er wäre tot. Dann rappelte er sich auf, mit einem Loch im Kopf, und lachte.“ Hinter der Bühne ging es heiter weiter. „Der höchste Grad an Blödsinn, der je in der Kunst des Blödsinnigseins erreicht wurde“, so Reverend Run. Streiche spielen war besonders beliebt. „Wir steckten den Leuten Schnitzel in die Hose stecken oder Eiswürfel ins Bett. Einmal ging ich in meiner Garderobe auf die Toilette und landete mitten auf einer Wurstplatte. Ich saß zwischen lauter Schinken und Truthahn, und die anderen lachten mich aus.“ Viel wichtiger als diese Kapriolen war jedoch: HipHop hatte bewiesen, dass er keine Grenzen kannte und keine Eintagsfliege war. „Als Run-DMC und die Beasties sich zusammentaten“, meint DMC, „wurden Public Enemy geboren, Kid Rock, Eminem – HipHop war nicht länger auf das Ghetto beschränkt.“ „Wenn die Leute uns fragten: ‚Wo werdet ihr in zehn Jahren sein?‘, sagt DMC zum Schluss, „pflegten wir zu antworten: ‚Wir werden genau hier sein und euch ein Interview geben.'“

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