Regisseur Dieter Wedel ist tot

Der Regisseur, der zuletzt mit Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs konfrontiert war, ist tot.

Der Regisseur Dieter Wedel ist tot. Das teilte das Landgericht München I am Mittwoch mit, dort war ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig. Demnach starb Wedel am 13. Juli in Hamburg; zu seinem Geburtstag existieren verschiedene Quellenangaben, demnach wurde er entweder 82 oder 79 Jahre alt.

Wedel, dem mehrere Frauen seelischen Missbrauch, sexuellen Missbrauch oder Vergewaltigung vorwerfen, debütierte 1969 als Regisseur beim NDR mit „Willi“, Fernsehgeschichte schrieb er mit „Der große Bellheim“ (1993), „Der Schattenmann“ (1996) und „Der König von St. Pauli“ (1998), alle beim ZDF. Dort erschien 2010 auch sein letztes Werk, der Zweiteiler „Gier“.

Im März 2021 erhob die Staatsanwaltschaft München I Anklage wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung gegen Wedel, der alle Vorwürfe bis zu seinem Tod abstritt. Die Anklage verwies auf 20 Zeugen, eine Gutachterin sowie Kalendereinträge als Beweismittel. Ob es zu einem Prozess gekommen wäre, stand bis zuletzt nicht fest.

ROLLING STONE berichtete zuvor:

Es war eine Titelgeschichte im „Zeit Magazin“, in dem im März 2018 deutsche Schauspielerinnen schwere Vorwürfe gegen Starregisseur Dieter Wedel (82) erhoben haben. Es ging dabei um sexuelle Nötigung und auch um Vergewaltigung. Eine Zeugin in eigener Sache war Jany Tempel („Marienhof“), die mit dieser Story aus einem jahrelangen Schweigekokon trat.

Drei Jahre später ist es immer noch nicht zu einem Gerichtsverfahren in der Causa gekommen. Nun hat sich Tempel zu einer heftigen Protestaktion entschlossen. Ihr YouTube-Kanal zeigt einen Livestream ihres Hungerstreiks, in den sie getreten ist, bis endlich über eine Anklage gegen Regisseur Wedel entschieden wird.

Zuständig ist die Staatsanwaltschaft München. Der Vorwurf lautet, dass Wedel Tempel im Sommer 1996 in einem Münchner Nobelhotel vergewaltigt hat. Wedel streitet alles ab. Das Landgericht München I wiederum muss entscheiden, ob dieser Fall zur Anklage kommt, also eine Verhandlung in der bayrischen Landeshauptstadt angesetzt wird.

„Nach so vielen Jahren täglicher Ungerechtigkeit und permanenter psychischer Körperverletzung, trete ich nun hiermit in Hungerstreik, bis Sie endlich auf mein und unser aller Anliegen eingehen und dieser permanenten Retraumatisierung ein Ende setzen“, heißt es auf der Homepage der heute 53-Jährigen. Ein Link führt zum Live-Stream auf YouTube.

Der Klick führt zu einer dunkelhaarigen Frau in weiß, die in einem Käfig sitzt. Sie daddelt auf ihrem Mobiltelefon herum, während sie schweigend im Käfig liegt. Unregelmäßig läuft ein verhuscht gefilmter Mensch durchs Bild.

Die Interpretation liegt nahe, dass sich Tempel durch die Justiz wie eingesperrt in einen Metallkäfig fühlt. Eine Aktion, zu der sich Tempels Anwalt Alexander Stevens auf Nachfrage verschiedener Tageszeitungen nicht weiter äußern möchte. Er hatte aber wiederholt die langsam mahlenden Mühlen der deutschen Justiz in dieser Sache kritisiert.

„Im Hinblick auf die überlange Verfahrensdauer ist insbesondere auch zu berücksichtigen, dass es sich bei der Anklage der Staatsanwaltschaft um einen Fall von Schwerstkriminalität handelt, der meine Mandantin ganz erheblich belastet“, schrieb Stevens seinerzeit. Tempel, die in dem Verfahren als Nebenklägerin auftritt, leide „sehr unter der langen Verfahrensdauer“, schreibt Stevens. Ihr seien „zahlreiche materielle und immaterielle Schäden entstanden“. Er beantragte, „das Hauptverfahren zu eröffnen und zeitnah Termine zur Hauptverhandlung zu bestimmen“.

Schauspielerin Jany Tempel enthüllte im „Zeit Magazin“, dass Wedel („Der große Bellheim“, „Der Schattenmann“) sie im Alter von 27 Jahren vergewaltigt habe, im Rahmen einer Casting-Aktion. Die 20-seitige Anklage führt nach Angaben der Staatsanwaltschaft in München mehr als 20 ZeugInnen.

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