2,0 Siouxsie Mantaray
Sie war modisches Vorbild und Idol aller Punkmädchen, die unnahbare Schneekönigin mit der Stimme aus Eis. Elf Studioalben hat Siouxsie Sioux mit den Banshees aufgenommen, vier als The Creatures lm Duo mit ihrem (neuerdings) Ex-Ehemann Budgie. Komisch, dass es in fast 30 Jahren nie ein Soloalbum der früher geradezu kultisch verehrten Sängerin gab. Bis jetzt. Auf „Mantaray“ klingt Siouxsies Gesang gelegentlich noch immer so frostig, wie ein Kühlschrank voller Bauhaus-Möbel. Doch Susan Janet Ballion aka Siouxsie ist vielseitiger, das zeigten ja schon die frühen Creatures-Alben, mit ihrer wunderbar schwülen Dschungel-Atmosphäre. Doch zum Sirren der Zikaden und zum Ruf der Trommeln Geckos zu beschwören, dass ist offenbar definitiv Vergangenheit.
Die zehn Songs demonstrieren zwar Vielseitigkeit, und der Gesang ist absolut makellos, doch insgesamt klingt die Produktion, als käme „Montaray“ 20 Jahre zu spät. Die Single „Into The Swan“ bollert und kratzt wie ein paar schwarzgekleidete Goth-Metaller, die nach einem Konzert von Fields Of The Nephilim noch schön einen drauf machen wollen. „About To Happen“ würde gerne wie „My Sharona“ von The Knack klingen, ist dafür aber nicht sexy genug und obendrein viel zu überladen mit hässlichen alten Sounds. Vor allem die altbackenen Handclaps sind unterirdisch. „Here Comes That Day“ klingt da schon entschieden besser, schwer und swingend, dunkler Pop mit synthetischen Bläsern, man denkt an die frühen The The. Auch „Loveless“ hat seine Reize—wenn man von der stumpf schrubbenden Gitarre mal absieht. Immerhin gibt es einen hypnotischen Marimba-Rhythmus und eine ganz hübsche Melodie. Das ruhige „If’It Doesn’t Kill You“ ist dann so etwas wie der Höhepunkt, besser wird’s leider nicht.
„Mantaray“ klingt, als hätten ein mieser Produzent und schlechte Musiker ein paar gar nicht mal so üble Songs versaut. Das Info der Plattenfirma schafft dazu das Kunststück, auf zwei Seiten keinerlei Fakten und Namen über das Album zu verraten, nur Lobhudelei für alte Heldentaten. Man möchte diese Platte verreißen, hätte man nicht so viel Respekt für die immer noch großartige Sängerin. (W12/UNIVERSAL)