Abba :: Abba – The Album

War diese Platte von 1978 tatsächlich das „watershed album“, wie der Aufkleber behauptet? Waren Abba erschöpft? Ging ihnen nach der Eroberung Australiens, aber vor dem Feldzug in den USA die Luft aus? „Abba – The Album“ sollte das companion piece zu „Abba – The Movie“ werden, den Lasse Hallström unter unglücklichen Umständen während der Australien-Tournee gefilmt hatte. Dortselbst kam bereits das Mini-Musical „The Girl With The Golden Hair“ zur Aufführung, das dann auch auf dem Album erschien zumindest die Konzert-Version vor ahnungslosem Publikum hielt Benny Andersson später für einen Fehler. Doch war auch die läppische Angelegenheit selbst verfehlt – über „Landmädchen geht in die Stadt“ kamen sie nie hinaus, und von den drei Songs konnte nur „Thank You For The Music“ bestehen (obwohl „I Wonder“ wunderbar ist und auch das überambitionierte „I Am A Marionette“ ganz große Orchester-Verve hat).

Weil Agnetha schwanger war und die Studio-Fron nicht ertragen konnte, verzögerten sich die Aufnahmen des für 1977 geplanten Albums. „The Name Of The Game“ wurde als merkwürdig verhaltene, etwas subtilere und gar nicht offenkundige Single – mit Barock-Trompeten und Gitarren-Solo! – vorab veröffentlicht und funktionierte mäßig (sehr gut allerdings in England). „Take A Chance On Me“ verströmte noch einmal alte Unschuld und Erotik, versöhnte dabei Euro-Schlager und die kurrente Disco-Hüpferei – Björn Ulvaeus hörte sogar einen „deutschen Marsch, vermengt mit Country Music“. Eher russische Schwerfälligkeit und Feierlichkeit atmet „Eagle“, die missglückt pompöse (nächste) Single, und auch das hymnische „One Man, One Woman“ hat zuviel Schwulst und Streicher-Pomp, dito „Move On“ – mit von Björn gesprochenem kitschigem Intro und einem Refrain, der in Deutschland bald als „Schönes Haar ist dir gegeben…“ in einer Reklame notorisch wurde. Mit „Hole In Your Soul“ blieb Ulvaeus zufrieden. Das Stück sollte in eine neue Richtung weisen, in die er ohnehin blickte: nach Amerika. Ulvaeus hatte begeistert „Hotel California“ von den Eagles gehört und „f?umours“von Fleetwood Mac, hundert Mal wohl, und strebte nach eleganterem Sound – zumal die Gesangsharmonien beider Bands durchaus denen von Abba ähnelten.

Die „Deluxe Edition“ enthält eine DVD mit einigen Auftritten, darunter bei „Am laufenden Band“ und der „Star-Parade“ im ZDF. ein Bericht von einem Konzert in London und eine bizarre schwedische Reportage über den Versuch, die Abba-Mania in die USA zu tragen – was schließlich scheiterte. Aber das wussten sie 1977 noch nicht. „Watershed“ war es also – der Übergang zu den großen melancholischen Alben, die erst 1980 und ’81 folgen sollten.

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