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Hard Workin Man – The Jack Nitzsche Story Vol. 2 Noch mehr Produktionen und Arrangements des Inspirators Willy DeVille müsste eigentlich an jedem Todestag von Jack Nitzsche in die Ki rche gehen und dort eine Kerze anzünden. Denn was der bei den Sessions zu seinen ersten beiden LPs an Einfällen für die Arrangements und die ganzen Produktionen beisteuerte, war nichts weniger als bewundernswert. Eine vergleichbare Svengali-Rolle hatte Jahrzehnte vorher mal Joseph von Sternberg für die Karriere von Marlene Dietrich gespielt.

Egal, ob Willy das noch wahrhaben will oder nicht: Dass man ihn zumindest eine Zeitlang für den größten aller Rocksänger überhaupt halten konnte, verdankt er diesem Mann. „Mixed Up, Shook Up Girl“ war nur eine Kostprobe seiner Genialität auf Folge 1 der „Jack Nitzsche Story“. Noch um einiges überzeugendere hätte man aus „Return To Magenta“ auswählen können. Und die grandiosesten Produktionen von „Le Chat Bleu“, angeblich auf dem Mist von Willy und seinem Saxofonisten Steve Douglas gewachsen, waren sowieso ausnahmslos von Nitzsche inspiriert.

Folge 2 ist wieder so eine Platte mit delikaten Häppchen, nicht die chronologisch definitive Retrospektive seiner Arbeiten als halbwegs umfassende Werkschau, mehr so etwas wie diese Appetizer-Politik, bei der die für diese Serie verantwortlichen Personen wohl hoffen, dass man dadurch Appetit auf mehr-die ganzen Platten-bekommt. Was im Fall des Soundtrack für den Paul-Sch rader-Kultklassiker „Blue Collar“ solange möglich war, wie Oldies-Spezialist Edsel den 1995 auf CD wiederveröffentlicht hatte, die mittlerweile schon wieder aus dem Katalog gestrichen zu sein scheint. Nitzsche hatte Ry Cooder und ein paar seiner prominenten Mit-Spieler (Keltner, Drummond) angeheuert. Immer fasziniert von den Chess-Idolen seiner Jugend, hatte Nitzsche mit Cooder eine Art Remake von,,I’m A Man“

– neuer Titel: „Hard Workin‘ Man“-komponiert. Das wiederum konnte absoluten Anspruch auf Originalität anmelden, als es Cooder gelang, den Kollegen und Chef Captam Beefheart aus „Safe As Milk. „-Zeiten zu animieren, bei diesem Stück seinen besten Howlin‘ Wolf zu geben. So urgewaltigen Blues hatte der gute Captain lange nicht mehr gesungen. Nur wurde das nie auch nur annähernd so bekannt wie .Just Once In My Life“ von den Righteous Brothers, eines dieser großen Nitzsche-Arraneements, für das Phil Spector wie öfter sonst auch den Ruhm einheimste.

Dass er als Arrangeur oft weit entscheidender für den Sound einer Aufnahme verantwortlich war als die Produzenten, beweist hier auch „Teardrops Till Dawn“ von Timi Yuro. Diese Streicher, der Hall, der wall of sound und die ganze Instrumentierung waren unverwechselbar Nitzsche. Auch Ral Donners Aufnahme von „Don’t Put Your Heart In His Hand“ oder das 1966 von Randy Newman komponierte „Nobody Needs Love More Than I Do“ in der Aufnahme von Tammy Grimes, eine der mit Sicherheit entlegensten Rantäten dieser Sammlung. Offiziell war Lenny Waronker der Produzent der Cover-Version, die die Everly Brothers von Neil Youngs „Mr. Soul“ aufnahmen. Aber dass Arrangeur Nitzsche die wesentlichen Ideen beisteuerte, ist gar nicht zu überhören. Seine Surf-Music-Ausflüge (mehr davon auch hier wieder) sollten zum Pop-Allgemeinwissen gehören. Aber die so ziemlich größte aller Raritäten dürfte „You Just Gotta Know My Mind“ sein, eine Komposition von Donovan (dem Donovan) in der Aufnahme von Karen Verros. Wie das überhaupt eine Wundertüte für alle ist, die sich noch für derlei rare Ware begeistern können. Die Broschüre bietet reichliche Informationen zu jeder der gut zwei Dutzend Auf nahmen. (Ace/ Soulfood)

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