7 Psychos :: Fabrice Luchini, Kristin Scott Thomas

In ihrem Haus ***¿

Regie: François Ozon Start: 29.11.

Sich auf einen Stil zu konzentrieren, würde für ihn Stillstand bedeuten: François Ozon spielt in jedem seiner Filme mit unterschiedlichsten Genres, mischt und formt sie neu. Mit der Adaption eines Theaterstücks von Juan Mayorga überführt er ein Sozialdrama im Bildungsbürgermilieu in einen Psycho-Thriller über die pubertären Fantasien eines Schülers. Frustriert versucht der Französischlehrer Germain (Fabrice Luchini), selbst als Schriftsteller gescheitert, seine Klasse für die Literatur zu interessieren. Aus den belanglosen Aufsätzen ragt nur die Geschichte des stillen Claude (Ernst Umhauer) heraus. Detailliert und intensiv erzählt er, wie ein Junge sich heimtückisch mit einem Mitschüler anfreundet, um voyeuristisch dessen Mutter nahe zu sein. Fasziniert von Claudes Talent, treibt Germain ihn zu weiteren Fortsetzungen an – und verliert aus dem Blick, dass die sexuelle Obsession einen realen Hintergrund hat. Der facettenreiche, elegant inszenierte Film über Imagination und Manipulation demontiert geistreich und unbarmherzig ironisch den intellektuellen Dünkel und die bürgerliche Langeweile. Die abgründigen Figuren fesseln allerdings mehr als der Plot selbst, der ziemlich schnell durchschaubar ist.

Beasts Of The Southern Wild ****¿

Quvenzhané Wallis, Dwight Henry

Regie: Benh Zeitlin Start: 20.12.

Nach dem Hauptpreis des Sundance Film Festivals und der Goldenen Kamera von Cannes für das beste Regiedebüt gilt dieses wagemutige, bildgewaltige, mitreißende Werk bereits als Favorit für den Oscar. Zwischen „Winter’s Bone“ und „Wo die wilden Kerle wohnen“ erzählt Benh Zeitlin magisch-realistisch vom Leben jenseits der modernen Zivilisation, von Solidarität, Schicksalsschlägen und den Fantasien der Kindheit. Die sechsjährige Hushpuppy (Quvenzhané Wallis) haust mit ihrem alkoholkranken Vater Wink (Dwight Henry) in einer Armensiedlung in den abgeschiedenen Sümpfen Louisianas. Die stolzen Außenseiter feiern, lachen, tanzen, trotzen Hunger und Krankheiten und können sich keinen anderen Ort als diesen unwirtlichen Landstrich vorstellen. Der wird allerdings von einem schweren Sturm bedroht. Zeitlins Vorbilder sind Terrence Malick und Emir Kusturica, deren Eigenarten in dieser urwüchsigen, anarchischen, poetischen, skurrilen wie tragischen, von Lebenslust und Überlebenswillen geprägten Fabel mitschwingen. Mystisch schillern die imposanten Naturbilder in schmutzigem Braun oder golden glänzenden Farben. Ein zeitlos episches, geerdetes Märchen.

Colin Farrell, Sam Rockwell

Regie: Martin McDonagh Start: 6.12.

„7 Psychos“ heißt das Drehbuch von Marty (Colin Farrell) – doch bis auf den Titel ist dem erfolglosen Hollywood-Autor nichts mehr eingefallen. Da ihn zudem noch seine Freundin Kaya (Abbie Cornish) rauswirft, muss er bei seinem Kumpel Billy (Sam Rockwell) unterschlüpfen. Der arbeitslose Schauspieler entführt Hunde reicher Leute, die sein Komplize Hans (Christopher Walken) dann gegen Belohnung zurückbringt. Als das durchgeknallte Duo den Köter des Gangsters Charlie (Woody Harrelson) kidnappt, hat auch Marty plötzlich mehr irre Killer am Hals, als er sich je hätte ausdenken können. Von da an schlägt die Story wilde, nicht immer schlüssige Kapriolen, denen Regisseur McDonagh („Brügge sehen … und sterben“) kein dramaturgisches Zentrum verleihen konnte – oder wollte. Denn in ihren Einzelteilen ist seine Groteske ein wahnwitziges Vergnügen voll bizarrer Figuren, sarkastischer Pointen, cartoonesker Gewaltexzesse und denkwürdiger Kurzauftritte (Tom Waits als Serienkiller ist allein das Eintrittsgeld wert). McDonagh schert sich nicht um Kinokonventionen oder politische Korrektheit und stellt in einem Film-im-Film die Frage, ob der Psychopath von der Kunst inspiriert ist oder umgekehrt.

End Of Watch ***¿

Jake Gyllenhaal, Michael Pena

Regie: David Ayer Start: 20.12.

Als Drehbuchautor („Training Day“, „Dark Blue“, „S.W.A.T.“) und Regisseur („Harsh Times“, „Street Kings“) hat David Ayer den Polizeifilm des vergangenen Jahrzehnts geprägt. Seine Geschichten handeln stets von Korruption, Kameradschaft, Selbstjustiz und Frustration. Das ist auch mit diesem Cop-Drama nicht anders. Brian (Jake Gyllenhaal) und Mike (Michael Pena) fahren Streife in South Central, dem gefährlichsten Bezirk von Los Angeles. Ihr Eigensinn und Übermut hat ihnen schon manche Verwarnung eingebracht. Als der ehrgeizige Brian ein mexikanisches Drogenkartell auffliegen lassen will, geraten sie auf die Abschussliste. Auf einem schmalen Grat zwischen Klischees und Realismus gelingt Ayer grandiose Spannung. Die Adrenalin-Junkies Brian und Mike changieren zwischen übersteigerter Action-Film-Coolness und Normalität. Die Gewalt inszeniert Ayer ohne große Effekte mit einer kalten Härte.

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